Debian Weekly News - 4. November 2003

Willkommen zur 44. Ausgabe der DWN in diesem Jahr, dem wöchentlichen Newsletter der Debian-Gemeinschaft. Bruce Perens reservierte nonfree.org als möglichen Platz für non-free, falls es jemals von Debian losgelöst werde. Zurzeit ist es nur ein CNAME auf ftp.debian.org, aber mit ein wenig Arbeit könnte es eine gute Möglichkeit sein, eine non-free Abspaltung zu betreuen.

Debian ist schneller als Gentoo? Matt Garman fragte sich, warum sein C++-Programm dramatisch langsamer laufe, wenn er es auf einem Gentoo-Rechner übersetze, als wenn er es mit Debian Sid übersetze. William Kenworthy berichtete später, dass das neuerliche Übersetzen der Gentoo C++-Bibliotheken mit weniger aggressiven Optimierungs-Schaltern (-O2 statt -O3) den Geschwindigkeitsunterschied beseitige. Matt fügte ebenfalls hinzu, dass Debian und andere Distributionen konservativ sein, aber von sehr erfahrenen Leuten aufgesetzt würden.

Systemrettung mittels Knoppix. IBM Developerworks bietet einen Artikel von Carla Schroder an, der beschreibt, wie man ein nicht bootfähiges Linux-System retten, Dateien editieren, Netzwerkdateisysteme einbinden und eine direkte Wiederherstellung vollziehen könne, mit einzig und allein einer Knoppix-CD und einer Internetverbindung.

KDE-Betreuung verbessern. Einige Leute wurden aufgeschreckt, da sie sahen, dass viele der KDE-Kernpakete von Chris Cheney letzte Woche zur Adoption freigegeben wurden. Glücklicherweise passierte dies, um den Pfad für die Qt/KDE-Betreuergruppe freizumachen, in der Chris Cheney Mitglied ist. Eine Mailingliste für diese Gruppe wurde eingerichtet, und der Entwurf einer Richtlinie wird diskutiert.

Änderung des Gesellschaftsvertrages. Branden Robinson schlug eine Änderung des Gesellschaftsvertrages vor. Einige seiner Änderungen betreffen die Bedeutung des Gesellschaftsvertrages, während andere nur redaktionell sind. Einer seiner Kernvorschläge ist es, dass Debians Verpflichtung zu einem non-free Archiv gelöscht werde. Dies bedeute, dass Debian die Unterstützung für nicht-freie Software aufgeben könnte. Der Vorschlag wurde auf Slashdot diskutiert, wo Bruce Perens vorschlug, wie das Löschen von non-free funktionieren könnte. Der Vorschlag würde ebenfalls den Gesellschaftsvertrag etwas von den Debian-Richtlinien für Freie Software trennen.

Debian in Unternehmen? James Maguire fragte sich, ob es einen Platz für Debian in der Unternehmenswelt gäbe. Er spricht über Zertifizierungen oder eher das Fehlen davon und die fehlende Herstellerunterstützung, die von verschiedenen Drittfirmen kompensiert werde. Die Verwendung von Debian hänge von den Anforderungen der Endbenutzer ab. Falls diese sich technisch selbst unterstützen könnten und nicht an einen anderen Hersteller zahlen wollten, könnten sie Debian einsetzen – und es würde zu einer größeren Rendite führen.

Entwurf einer Positionserklärung zur GNU FDL. Manoj Srivastava berichtete über seine Anstrengungen, ein Dokument zu verfassen, das einige der Besorgnisse der Mitglieder des Debian-Projekts zur GNU Free Documentation License (FDL) wiedergebe. Dieses Dokument versuche, die Überlegungen hinter der Schlussfolgerung darzulegen, dass die GNU FDL nicht als eine Lizenz angesehen werden könne, die die Debian-Richtlinien für Freie Software leicht erfülle.

Ergebnis der Satzungsänderung. Vorschlag A in der Abstimmung zur Verdeutlichung des Abschnitts 4.1.5 der Satzung siegte über die anderen Optionen. Dies bedeutet, dass der Debian-Gesellschaftsvertrag und die Debian-Richtlinien für Freie Software nun Gründungsdokumente sind und durch eine 3:1-Mehrheit der Entwickler geändert werden können. Die Änderung klärt ebenfalls den Status von nicht-technischen Dokumenten, was sicherstellt, dass Entwickler verschiedene Aussagen herausgeben, ersetzen und zurückziehen dürfen, inklusive Positionserklärungen zu tagesaktuellen Fragen.

Stil-Leitfaden für Debconf-Schablonen. Christian Perrier kündigte einen Stil-Leitfaden für das Schreiben von Debconf-Schablonen an. Während seiner Arbeit an der Übersetzung von Debconf-Schablonen ins Französische bemerkte Christian oft Schablonen, die inkonsistent bezüglich einigen festgeschriebenen oder stillschweigenden Regeln sind. Es wurde offensichtlich, dass einige formal niedergeschriebene Regeln und Empfehlungen den Paketbetreuern helfen könnten, um gut geschriebene Debconf-Schablonen zu schreiben. Eine allgemeine Stil-Harmonisierung könnte die Vorstellung von Debian gewaltig verbessern, was einen professionelleren Eindruck vermittle.

NetBSD-Status-Bericht. Joel Baker schickte einen NetBSD-Status-Bericht ein. Joel wird das Archiv unter Verwendung von debpool (das das Hochladen über HTTPS PUT unterstützen sollte, ohne Logins auf dem Rechner selbst zu benötigen) neu aufsetzen. Das Archiv werde wieder auf der aktuellen -current (auch pre-2.0 genannten) Version basieren, da er Probleme hatte, die nur gelöst werden konnten, indem eine funktionierende POSIX-Thread-Unterstützung verwendet wird. Er setze mit der Erlaubnis der NetBSD-Stiftung ebenfalls die Arbeit an der 4-zu-3-Klausel BSD-Lizenz-Umstellung fort (Kontaktieren von Autoren mit der Bitte, es unter eine andere Lizenz zu stellen, Patches einzuschicken, und mit dem Kernteam zusammenzuarbeiten, um sie sauber integriert zu bekommen). Bis jetzt war dies extrem erfolgreich.

Unterstützung von HP-Hardware für Debian. Kianusch Sayah Karadji versucht HP zu überzeugen, Debian-Unterstützung für ihre Hardware hinzuzufügen. HP behaupte, da Debian keine Zahlen habe, wie viele Benutzer es auf HP-Servern einsetzen, wissen sie nicht, ob es Sinn machen würde, Debian zu unterstützen. Falls Sie Debian auf HP-Hardware einsetzen, setzen Sie sich bitte mit Kianusch unter debian@sk-tech.net in Verbindung. Mehrere HP-Angestellte sind Mitglieder der Debian-Entwickler-Gemeinschaft.

Tasksel und angepasste Debian-Distributionen. Andreas Tille fragte sich, wie tasksel angepasste Debian-Distributionen wie zum Beispiel Debian Jr. oder Debian-Med unterstützen solle. Zurzeit zeige tasksel nur den debian-jr Task an, aber ignoriere die anderen. Natürlich sollte eine besser durchdachte Lösung gefunden werden, die diese gleich behandle.

Mehrere PostgreSQL-Pakete. Oliver Elphick grübelte darüber nach, ob und wie man mehrere Versionen von PostgreSQL-Paketen zur gleichen Zeit installiert haben könne. Dies ist notwendig, um Probleme beim Aktualisieren von Haupt-Versionen zu umschiffen, und um es den Nutzern zu erlauben, mehrere Datenbank-Cluster zu verwenden, möglicherweise mit verschiedenen Software-Versionen.

Debian-Projekt auf der COMDEX. Es wird ein Debian-Installationsfest bei der diesjährigen Comdex in Las Vegas am Donnerstag, dem 20. November, von 12:00 bis 13:30 Uhr geben. Jeder ist eingeladen, zu helfen oder sich helfen zu lassen. Ebenfalls wird es auf der Comdex im Open Source and Linux Innovation Center am Donnerstag, dem 18., von 13:30 bis 14:00 Uhr einen halbstündigen einführenden Vortrag über Debian für Firmenbenutzer geben. In der Open-Source-Konferenz-Vortragsreihe wird am Mittwoch, dem 19., von 15:30 bis 16:45 Uhr eine Diskussionsrunde mit dem Titel A Practical Guide to Open Source Operating Systems Debian behandeln.

Alternative Postscript- und PDF-Betrachter. Matthias Urlichs bemerkte, dass es die virtuellen Pakete postscript-viewer und pdf-viewer gebe, aber keine Alternativen, d.h. es gibt kein /usr/bin/postscript-viewer. Mark Brown erklärte, dass Debian ein MIME-Behandlungs-Registrierungssystem verwende, das Betrachterprogramme verwenden sollten. Das run-mailcap Programm könne verwendet werden, um ein passendes Programm für einen gegebenen MIME-Typ zu finden.

Lokalisierte Fehlerberichte. Magosányi Arpád fragte sich, ob es einen bekannten oder geplanten Weg gebe, um Fehlerberichte an die Debian-Fehlerdatenbank in nicht-englischen Sprachen einzuschicken. Er schlug vor, dass falls eine nicht-englische Sprache erkannt werde, der Fehlerbericht an ein Sprachpaket statt an das richtige Paket geschickt werden solle. Die Betreuer des Sprachpakets würden dann in der Kommunikation zwischen dem Benutzer und dem Paketbetreuer vermitteln.

Wunsch nach einer Debian-Kernel-Liste. Francesco Paolo Lovergine schlug vor, eine neue debian-kernels-Mailingliste zu erstellen, um die Koordination und Betreuung von Kerneln und Patchen in Debian zu erleichtern. Diese Liste solle nicht nur auf die Linux-Kernel beschränkt sein, sondern auch Hurd und *BSD behandeln. Er ersuchte auch, die Liste anzulegen.

Zirkuläre Build-Abhängigkeiten. Anthony DeRobertis fragte sich, ob er der einzige wäre, der glaubte, dass man Debian aus dem Quellcode bauen könnte, wenn man nur essential und build-essential Pakete installiert habe. Im Speziellen stolperte er über die Kette bestehend aus cdbs - libgd-gd2-*-perl - cdbs. Joel Baker würde es gerne sehen, wenn Debian main in stable und testing in Bezug auf die Build-Abhängigkeiten ein geschlossener Satz wäre. Die aktuelle Situation sei für Portierer auf neue Architekturen oder Kernel ein Ärgernis.

Kernel-Header-Dateien abgespalten. Otto Wyss fragte sich, warum libc6-dev plötzlich von linux-kernel-headers abhängig sei. Mark Brown erklärte, dass es immer einige Kernel-Header in libc6-dev gegeben habe. Diese wurden nun in ihr eigenes Paket abgespalten. Es würden auf diese Header von mehreren von der glibc gebotenen Headern verwiesen, was sie funktionsuntüchtig machen würde, wenn linux-kernel-headers nicht installiert wäre.

Aktualisierungen zur Systemsicherheit. Die alte Leier! Wer die folgenden Pakete einsetzt, sollte sie der Sicherheit wegen auf den neuesten Stand bringen:

Einen Blick wert. Die folgenden Pakete wurden kürzlich dem Unstable Debian-Archiv hinzugefügt oder enthalten wichtige Aktualisierungen.

Verwaiste Pakete. 9 Pakete wurden diese Woche aufgegeben und benötigen einen neuen Betreuer. Damit gibt es insgesamt 190 verwaiste Pakete. Vielen Dank an die bisherigen Betreuer, die ihre Zeit für alle zur Verfügung gestellt und damit das Konzept Freie Software unterstützt haben. Die vollständige Liste finden Sie auf den WNPP-Seiten. Fügen Sie bitte eine Notiz zum Fehlerbericht hinzu und benennen Sie ihn in ITA: um, wenn Sie eines dieser Pakete übernehmen wollen.

Wollen Sie die DWN weiterhin lesen? Bitte helfen Sie uns beim Erstellen dieses Newsletters. Wir brauchen weiterhin freiwillige Autoren, die die Debian-Gemeinschaft untersuchen und über Veranstaltungen in der Gemeinschaft berichten. Bitte schauen Sie auch auf die Webseite für Mitarbeiter. Wir freuen uns auf Ihre E-Mail an dwn@debian.org.


Wenn Sie diesen Newsletter wöchentlich in Ihrer Mailbox haben wollen, abonnieren Sie die Mailingliste debian-news-german.

Hier gibt es ältere Ausgaben dieser Nachrichtenseite.

Diese Ausgabe der wöchentlichen Debian-Nachrichten wurde von Andre Lehovich, Frank Carlos, Drew Scott Daniels, Matt Black, Alex Perry und Martin 'Joey' Schulze erstellt.
Sie wurde von Gerfried Fuchs übersetzt.