Debian Weekly News - 14. November 2001
Lizenzierung anderer Dinge als Software. Sunnanvind hat
einen alten
Punkt wieder auf die Tagesordnung geholt. Die Diskussion dreht sich um
die Frage, ob die GNU Free
Documentation License (GNU FDL) mit der DFSG und der Philosophie der
Freien Software vereinbar ist. Die GNU FDL erlaubt es dem Autor, Abschnitte
als unveränderlich (invariant) zu markieren, was das Werk im Ganzen
als unfrei qualifizieren könnte, da es nicht mehr dem Punkt 3 der Debian Free Software
Guidelines entspräche. Eine strenge Interpretation der DFSG würde danach
zahlreiche GNU Manuals als unfrei einstufen, da sie einen unveränderlichen
Abschnitt enthalten wie Funding Free Software
.
Debian Menü-Einträge. Karl M. Hegbloom unterstrich die Notwendigkeit für Paketbetreuer, für jede X-GUI-Applikation einen Eintrag in das Debian-Menüsystem vorzunehmen. Viele Leute finden die Anwendungen nicht, wenn sie nicht registriert werden. Das Menüsystem ist eine hervorragende Entwicklung, da es die Menüstruktur mit den tatsächlich installierten Anwendungen abgleicht. Davon profitieren zahlreiche Windowmanager.
Schlagwörter für Debian-Pakete. Erich Schubert hat einen Vorschlag
eingereicht, in dem er zur Verwendung von Schlagwörtern zur Systematisierung
aller Pakete anregt. Das Problem der Organisation und Gruppierung der Pakete,
mittlerweile sind es ja schon Tausende, ist nicht mehr rein akademischer
Natur. Bei der derzeitigen Größe von Debian sind nur wenig in der Lage, alle
Software-Pakete im Blick zu behalten. Experten greifen auf Werkzeuge wie
apt-cache search
zurück, neue und unerfahrene Anwender verwenden
dagegen Frontends, die selten über eine vernünftige Suchfunktion verfügen.
Sehr alte Intent to Package Requests. Taketoshi Sano (佐野武俊) hat das Bug Tracking System im Hinblick auf Work-Needing and Prospective Packages (WNPP) analysiert und einen Bericht dazu geschrieben. WNPP ist auf dem Webserver zur besseren Lesbarkeit aufgeteilt auf verschiedene Seiten. Trotzdem sind die Seiten immer noch relativ groß und enthalten laut Taketoshi eine erschreckend große Anzahl von alten Anfragen. Das Problem besteht also weiterhin: statistisch gesehen werden Pakete mit einem ITP-Request, der älter als sechs Monate ist, niemals hochgeladen.
Ist Sourceforge eine unfreie Demo-Site? Obwohl das Thema
Debian nicht direkt betrifft, benutzen doch viele Anwender und Entwickler die
SourceForge-Möglichkeiten, um die
Entwicklung ihrer Software-Projekte zu hosten. Die Free Software Foundation Europe hat
kürzlich einen Nachrichtenartikel
mit einem Rückblick und einer Betrachtung der aktuellen Situation bei VA Linux veröffentlicht, die SourceForge
hosten und weiterentwickeln. Der Artikel ist lesenswert. Tenor ist:
SourceForge war in der Vergangenheit eine große Hilfe bei der Entwicklung
Freier Software, aber nun ist es an der Zeit Wege aus der Fallgrube
zu
finden. Vor einiger Zeit hat das GNU-Projekt die Site Savannah gestartet, ihr eigener Beitrag
zur Bereitstellung von Ressourcen für Autoren Freier Software, der eine
Abspaltung der SourceForge-Code-Basis nutzt.
ATLAS bringt hohen Speedup mathematischer Software. Dirk
Eddelbuettel hat einen Bericht
über große Geschwindigkeitssteigerungen durch einfache Anwendung der
"Automatically Tuned Linear Algebra Software" (ATLAS) aus unstable oder testing.
Mit der aktuellen Version der Glibc-Bibliothek lädt ldconfig
nun
die auf ATLAS optimierte BLAS-Bibliothek ohne jedes Zutun des Anwenders, nach
dem das ATLAS und R- oder Octave-Pakete installiert wurden. Dirk hat einen
rasanten Geschwindigkeitszuwachs um den Faktor zehn mit einer einfachen
Beispielmatrix demonstriert.
Keine mplayer-Pakete in Debian. Verschiedene Leute haben immer wieder nach mplayer-Paketen gefragt. Zu diesem Zeitpunkt kann der Mplayer nicht in Debian integriert werden. Obwohl das Paket grundsätzlich unter der GPL steht wird doch einiger Code verwendet, der nicht GPL-konform ist. Dieses passt nicht zusammen. Außerdem wurde behauptet, dass es patentrechtliche Probleme gäbe, die ebenfalls gegen eine Aufnahme sprächen. Zusätzlich dazu sind vorkompilierte Binär-Pakete von den Autoren weder gewünscht noch willkommen, da die Quellen Optimierungen für verschiedene Prozessoren enthalten, die bei der Übersetzung definiert werden und die sie für wichtig halten. Christian Marillat stellt jedoch privat vorkompilierte Pakete zur Verfügung.
Neue Boot-Floppies 3.0.17. Adam Di Carlo hat uns erzählt, dass boot-floppies 3.0.17 gerade freigegeben wurden. Pakete für die Architektur i386 befinden sich bereits im Incoming und sollten zusammen mit denen anderer Architekturen in den nächsten Tagen im Archiv verfügbar sein. Adam braucht Hilfe (a) bei der Identifizierung weiterer veröffentlichungskritischer (RC) Fehler in boot-floppies und (b) beim Beheben der bisher bekannten RC-Fehler. Diejenigen, die interessiert sind, sollten sich mit debian-boot@lists.debian.org in Verbindung setzen.
Geheimnisse vom Hurd aufgedeckt. Neal Walfield, Debian- und Hurd-Entwickler, wurde kürzlich von Kerneltrap interviewt. Neal erläutert die Unterschiede zwischen klassischen Linux-artigen Betriebssystemen und dem Hurd, der verschiedene Design-Probleme aktueller Betriebssysteme anzugehen versucht. Mit Blick auf Usability läuft der Hurd schon recht gut als Desktop-System, doch Neal würde ihn noch nicht als Server empfehlen.
Neue oder beachtenswerte Pakete. Die folgenden Pakete wurden seit unserer letzten Ausgabe zum Debian-Archiv hinzugefügt.
- cvsgraph – Erzeugt einen Baum von Revisionen/Branches aus einer CVS/RCS-Datei.
- gnucap – GNU Schaltungs-Analysierung.
- nocc – Ein PHP und web-basierter E-Mail-Reader über POP3 oder IMAP.
- nbtscan – Ein Programm, das Netzwerke nach NetBIOS-Namensinformationen absucht.
Sicherheitsgutachten. Ein Sicherheitsgutachten hat uns in dieser Woche erreicht. Sie kennen den Zwang, wenn Sie eines der betroffenen Pakete einsetzen, stellen Sie sicher, dass Sie es aktualisieren.
- ssh-nonfree – Entfernter Root-Exploit.
Haben Sie Neuigkeiten? Halten Sie uns auf dem Laufenden. Wir möchten nichts verpassen. Schicken Sie uns Feedback und Tipps über alte oder neue Pakete, so dass wir eine Chance haben, darüber in folgenden Ausgaben zu berichten.
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Diese Ausgabe der wöchentlichen Debian-Nachrichten wurde von Joe 'Zonker' Brockmeier und Martin 'Joey' Schulze erstellt.