Debian Weekly News - 11. Februar 2003

Willkommen zur 6. Ausgabe der DWN in diesem Jahr, dem wöchentlichen Newsletter der Debian-Gemeinschaft. Laut einer kürzlich veröffentlichten Mitteilung auf einer GNOME-Liste treten GNOME und KDE dem Free-Desktop-Projekt bei, um Richtlinien für Benutzeroberflächen beider Desktop-Umgebungen zu erstellen. Außerdem zielt das Turbo Desktop Environment auf Anwender mit älteren Computern, die dennoch einen angemessenen Desktop verwenden wollen. Es basiert auf KDE 1 und Debian. Weitere gute Nachrichten von der Desktop-Front sind, dass KDE 3.1 gerade in Debian "unstable" hochgeladen wird.

Debian auf dem World Social Forum. Debian wurde auf dem World Social Forum in Brasilien von der Debian-RS, einer lokalen Debian-Anwendergruppe, vertreten, die darum gebeten wurde, während der Veranstaltung für das Jugend-Camp ein Computer-Netz aufzubauen. Darüber hinaus wurde Debian-RS dazu eingeladen, mehr als zehn Workshops mit technischen, politischen und sozialen Themen auszurichten.

Debian und OASIS. Im vergangenen April wurde Debian ein Mitglied der Organization for the Advancement of Structured Information Standards (OASIS). Mark Johnson, Debians offizieller Vertreter bei OASIS, hat alle Debian-Entwickler, die schon in OASIS-Arbeitsgruppen mitgewirkt haben, um Rückmeldungen gebeten. Mark hofft auch auf Ideen für geeignete Kommunikationskanäle zum Meinungsaustausch bezüglich seines Abstimmungsverhaltens bei OASIS-Entscheidungen.

Debian tritt dem Desktop Linux Consortium bei. Das Debian-Projekt hat bekanntgegeben, dass es Gründungsmitglied des Desktop Linux Consortium (DLC) ist. Das DLC ist ein herstellerunabhängiger Zusammenschluss von Firmen und Open-Source-Organisationen, die den GNU/Linux-Desktop entwickeln und formen. Diese nichtkommerzielle Vereinigung wird versuchen, die Zukunft von GNU/Linux auf Desktop-Rechnern mit Hinblick auf Firmen, Institute und Heimanwender mitzugestalten.

Debian in MediaPlayer. In einem Bericht auf LinuxDevices.com über den PRISMIQ MediaPlayer (Abspielgerät und Router) steht, dass er unter einer Embedded-Version von Debian GNU/Linux läuft. Er kostet etwa 250 USD und spielt eigene oder aus dem Internet heruntergeladene Audio- und Videodateien auf dem Fernseher oder der Stereoanlage ab. Das Gerät basiert auf einem 32-Bit-MIPS-Mikroprozessor mit integriertem MPEG-Decoder und verfügt über 16 Mbyte Flash-Speicher und 64 Mbyte SDRAM.

Auswahl von Tasks und Paketen. Osamu Aoki hat die derzeitige Paketinstallation analysiert und festgestellt, dass es einerseits Dselect, Aptitude und Apt-get zur Installation einzelner Pakete (aus einer Liste von ungefähr 8700) und andererseits Tasksel gibt, das die Auswahl aus etwa 30 Tasks erlaubt. Er wollte wissen, ob es irgendwelche Anstrengungen gibt, diese Lücke zu schließen und schlug vor, zusätzliche Attribute in den Paketbeschreibungen zu verwenden.

Debian-Pakete mit DJGPP kompilieren. Jeremie Koenig will versuchen, einige Debian-Pakete für FreeDOS unter der Verwendung von DJGPP (ein DOS-Port des GCC) zu kompilieren. Dies hätte den Vorteil einer Glibc, die eine brauchbare API zur Verfügung stellt, die Kompatibilität zu Programmen aus der Unix-Welt bietet. Er gibt zu, dass sich die Idee eines Debian-DJGPP seltsam anhört, aber für alte oder Embedded-Maschinen könnte dies eine große Menge Software zugänglich machen.

Plan zum Einfrieren? Barak Pearlmutter hat um ein baldiges Einfrieren der Distribution gebeten. Anthony Towns hat daraufhin erklärt, dass etwas mehr als 1700 Quellcode-Pakete eigentlich schon zum Testen bereit sind. Sie werden jedoch von verschiedenen Bibliotheken und anderem (glibc, Perl, Python, C++, GTK, KDE, etc) zurückgehalten. Es handelt sich also um ein Viertel von Debian. In den etwa fünf vergangenen Monaten hat "testing" gut funktioniert, "unstable" jedoch nicht. "Testing" ist jedoch wertlos, solange Debian in "unstable" keine funktionale Software auf einer recht zuverlässigen Basis zur Verfügung stellen kann.

Sicherheit für testing. Anthony Towns hat mitgeteilt, dass nun die Infrastruktur zum Einspielen von Sicherheitsaktualisierungen in die Testing-Distribution zur Verfügung steht, da die neue Sicherheitsarchitektur bereits eingerichtet worden ist. Matt Zimmerman hat jedoch darauf hingewiesen, dass jemand Pakete und Vorgang durchsehen und das Durcheinander aufräumen muss, wenn Entwickler kaputte Pakete hochladen.

Probleme beim Paketieren von Qt3. Ralf Nolden hat von ernsten Problemen der aktuellen Paketierung von Qt3 berichtet. Verschiedene Probleme wurden nicht behandelt, und der Betreuer war Hinweisen nicht zugänglich. Ivan Moore hat sogar bereut, das Paket weggegeben zu haben. Schließlich wurde die Zusammenarbeit mit dem Betreuer wiederhergestellt. In Kürze kann mit aktualisierten Paketen und einer Reihe von Änderungen gerechnet werden, und der Betreuer hat einen Zustandsbericht veröffentlicht.

Aktueller Stand der Boot-Floppies. Eduard Bloch hat an neuen Boot-Floppies für die Aktualisierung auf 3.0r2 für Woody ("stable") gearbeitet. Er hat berichtet, dass die Boot-Floppies 3.0.24 fast fertig sind. Die Pakete für die meisten Architekturen sind kompiliert und getestet, allerdings gibt es noch einige Probleme auf den Architekturen "sparc", "s390" und "arm".

Regeln für Shared-Bibliotheken. Marco d'Itri hat zwei kleine Änderungen am Regelwerk, die Shared-Bibliotheken und PIC-Code betreffen, vorgeschlagen: Erstens reicht es nicht mit der Option "-fPIC" zu kompilieren, um PIC-Code zu erhalten, die Bibliothek darf nicht einmal eine TEXTREL-Sektion enthalten. Zweitens sollte es Bibliotheken auf geeigneten Architekturen erlaubt sein, eine kurze Sektion mit Nicht-PIC-Code zu enthalten, wenn dies zu einem signifikanten Geschwindigkeitszuwachs führt.

Mandrake Linux ohne MandrakeSoft? Einige freiwillige Helfer und Mandrake-Entwickler diskutieren zurzeit die Zukunft von Mandrake Linux, da Ben Reser glaubt, dass das Ende von MandrakeSoft unvermeidlich sei. Sie haben vorgeschlagen, die Entwicklung von Mandrake Linux in Form einer Gemeinschaft fortzuführen und untersucht, wie das Debian-Projekt organisiert ist. Deshalb hat sich auch John Goerzen von Debian an der Diskussion beteiligt. Gustavo Franco hat zum Beispiel vorgeschlagen, Mandrake als ein neues Projekt innerhalb Debian unter dem Dach von Software in the Public Interest, Inc. fortzuführen. Diese Idee wurde jedoch abgelehnt.

Neues APT im Kommen! Adam Heath kündigte die neue Version 0.5.4.9. von APT an. Diese neue Version ermöglicht längere Argumente und benutzt übersetzbare Strings. Dieses APT ist auch mit dem neuen "g++" 3.2 kompiliert worden. Darum würde Adam gerne testen lassen, ob diese Version auch auf allen Architekturen funktioniert. Außerdem bittet er Übersetzer, APT aus dem CVS auszuchecken und ihm übersetzte Files an die Liste "deity" zu schicken. Daniel Burrows hat übrigens neue Pakete für Aptitude vorbereitet.

Untersuchung der System-Accounts. Colin Watson berichtete von einem Problem mit den drei Benutzern "sync", "games" und "man". Die haben zurzeit ihre primäre Gruppe auf "users" gesetzt, die die GID 100 hat. Die Diskussion schweifte zum Thema ab, ob "Users" überhaupt die GID 100 haben sollte. Colin verglich den Stand der Dinge auch mit der Praxis in anderen Distributionen.

Debian-Multimedia-Projekt. Marco Trevisani vermeldete, dass das DeMuDi die Version 0.9 erreicht hätte. Er glaubt, dass es an der Zeit sei, ein eigenes Debian-Multimedia-Projekt innerhalb Debians zu starten. Er sähe gerne eine formelle Diskussion, in der Debian-Entwickler ihre Meinung dazu kundtäten. Dabei wäre insbesondere die Meinung derer interessant, die davon direkt betroffen wären. Ben Armstrong half mit dem Verweis zum Unterprojekt-Howto.

Hexdump, Hexcat und Hextype? Michael Piefel fragte sich, warum Debian eigentlich sowohl Hexdump als auch Hexcat enthalte, um gleich darauf von der Existenz von Hextype zu erfahren. Gerd Knorr meinte, Hexdump sei äußerst flexibel, und Richard Braakman verglich schließlich die Geschwindigkeitsunterschiede der drei.

Juristische Analyse von Open-Source-Lizenzen. Jeremy Malcolm, ein Debian-Entwickler und IT-Jurist, stellte seine Ausarbeitung mit dem Titel Problems in Open Source Licensing auf der Australian Linux Conference vor, die kürzlich stattfand. Er analysiert darin einige übliche Open-Source-Lizenzen wie etwa die GNU General Public License und die BSD-Lizenz. Jeremy weist auf einige mögliche rechtlichen Schwachpunkte in diesen Lizenzen hin und macht Vorschläge, wie sie zu überwunden werden könnten.

Kompilieren von Debian mit einem Nicht-GNU-Compiler? Bob McElrath hat sich bezüglich des Hochladens von Paketen ins Debian-Archiv erkundigt, die mit einem nichtfreien Compiler wie HPs "ccc" kompiliert wurden. Nichtfreie Compiler erzeugen manchmal schnelleren Code als der GCC. Mehrere Personen haben jedoch von einer abnehmenden Differenz mit neueren Versionen des GCC 3.x berichtet. Abgesehen von philosophischen Problemen mit Software, die in Debian von einer Reihe nichtfreier Werkzeuge kompiliert würde, wären damit auch mehrere rechtliche und technische Hindernisse verbunden. Zum Beispiel verbieten die Lizenzbedingungen nichtfreier Compiler manchmal die Verbreitung der erzeugten Binär- und anderer Dateien.

Knoppix-Testbericht auf IBM developerWorks. Cameron Laird hat einen Bericht über Knoppix, der debian-basierten Ein-CD-GNU/Linux-Distribution veröffentlicht. Falls Sie jemals eine funktionale Linux-Installation benötigt haben, die portierbar ist und auf jeder Hardware auf gleiche Weise funktioniert, lesen Sie diesen Artikel. Knoppix stellt eine spezielle und sehr nützliche GNU/Linux-Distribution auf einer einzigen bootfähigen CD-ROM zur Verfügung.

Sicherheitsaktualisierungen. Sie kennen es schon, bitte stellen Sie sicher, dass Sie Ihre Systeme aktualisieren, falls Sie eines der folgenden Pakete installiert haben.

Neue oder bemerkenswerte Pakete. Die folgenden Pakete wurden kürzlich dem Debian-Archiv hinzugefügt oder enthalten wichtige Aktualisierungen.

Verwaiste Pakete. 6 Pakete wurden diese Woche aufgegeben und benötigen einen neuen Betreuer. Damit gibt es insgesamt 159 verwaiste Pakete. Vielen Dank an die bisherigen Betreuer, die damit zu der Freien-Software-Gemeinschaft beigetragen haben. Die vollständige Liste finden Sie auf den WNPP-Seiten. Fügen Sie bitte eine Notiz zum Fehlerbericht hinzu und benennen Sie ihn in ein ITA um, wenn Sie vorhaben, eines dieser Pakete zu übernehmen.

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Diese Ausgabe der wöchentlichen Debian-Nachrichten wurde von Matt Black, Andre Lehovich und Martin 'Joey' Schulze erstellt.