Debian Weekly News - 22. April 2003

Willkommen zur 16. Ausgabe der DWN in diesem Jahr, dem wöchentlichen Newsletter der Debian-Gemeinschaft. Steven Frank hat Patente und Freie Software untersucht und die Gefahr der jüngst erhobenen Klage gegen IBM abgeschätzt. Bruce Perens hat sich ebenfalls mit Patenten und Freier Software befasst. Das Europäische Parlament wird wahrscheinlich im Mai eine Richtlinie zu Software-Patenten verabschieden, und ffii ruft zum Unterzeichnen ihrer Änderungsvorschläge auf.

Resümee von Bdale Garbee. Am letzten Tag seines Amtes hat Bdale einen letzten Bericht über seine Amtsperiode und seine Zukunft veröffentlicht. Bdale wird weiter Vorträge über Debian halten, und weitere Veranstaltungen sind bereits in Planung. Sein Schwerpunkt wird auf Debians IA64-Port und dessen Pflege liegen. Er kümmert sich weiterhin um SPI und SPIs Beziehung zu Debian.

DWN-Übersetzung in Alioth. Ignacio García Fernández hat über die Bemühungen berichtet, die DWN ins Spanische zu übersetzen. Während der letzten Monate hat sich die spanische Übersetzung zu einer Gruppenarbeit entwickelt. Jetzt, da Alioth zur Verfügung steht, dachten sie, dass es eine gute Idee sei, Alioth einzusetzen und haben das Projekt "dwn-trans" begonnen. Es ist sprachunabhängig, so dass andere Übersetzergruppen ebenfalls davon profitieren können.

Mitteilung vom neuen Projektleiter. Martin Michlmayr hat seine erste Mitteilung als Debian-Projektleiter veröffentlicht. Er dankt darin Manoj und Bdale für ihre Arbeit und ermutigt jeden, ihn wegen neuer Ideen oder Sorgen anzusprechen. Martin ist über das nächste Release besorgt. Zurzeit gibt es eine große Zahl veröffentlichungskritischer Fehler und der Debian-Installer erfordert noch einiges an Arbeit.

Geschwindigkeits-Verbesserung von GNU/Linux-Anwendungen. Cameron Laird hat über Leistungsschübe referiert, die anscheinend in zwei Varianten auftreten: einfach und schwierig. In der einfachen Variante lassen Sie den Anwender den Fortschritt beobachten und bemerken, dass er sich beim Warten viel wohler fühlt. Die schwierige Variante ist viel mühsamer, da sie Verfeinerung der Algorithmen und sorgfältige Begutachtung der verwendeten Werkzeuge und Bibliotheken erfordert, um den Prozess selbst zu beschleunigen. Es gilt die alte Unix-Regel: Bring es erst in Ordnung, dann optimiere die Geschwindigkeit.

Absolute Computer-Anfänger treffen auf Debian. Charles Williams hat eine Studie zur Anwenderfreundlichkeit veröffentlicht, in der er über eine Familie berichtet, die sich entschieden hatte, GNU/Linux auf ihrem neuen Computer zu installieren. Im zweiten Teil beschreibt der Autor, was nach der Installation geschah, als die Anwender etwas Zeit hatten, ihr Debian-System tatsächlich zu benutzen.

Debian-Werbe-CDs illegal? In unserer Ausgabe vom 1. April hatten wir auf ein neues Gesetz in Deutschland hingewiesen, das beabsichtigt, Jugendliche vor gewalttätigen Computerspielen zu schützen. Von diesem Gesetz ist das Debian-Projekt wahrscheinlich ebenfalls betroffen. Michael Banck hat eine Antwort eines Journalisten erhalten, der uns rät, um die Einstufung der gesamten Debian-CD als jugendfrei zu ersuchen, da einige Leute sie auf kommenden Ausstellungen verschenken wollen. Dies kostet nur 1000 EUR.

Implementierung der W3C-Empfehlungen? Thomas Bliesener hat bemerkt, dass nahezu die gesamte Debian-Website die HTML-Standards erfüllt, abgesehen von einiger Online-Dokumentation, was ein Problem von Debiandoc2html zu sein scheint. Jedoch enthalten auch einige Pakete nichtkonforme Dokumentation und andere erzeugen HTML-Code, der nicht den Standards entspricht. Ray Dassen hat dazu erklärt, dass es wünschenswert sei, dass unsere Dokumentation den W3C-Standards und -Empfehlungen entspricht, dies aber nicht verbindlich ist.

Multiarchitektur-Binärpakete. Barak Pearlmutter hat daran erinnert, dass vor einigen Jahren NeXT den GCC und den Rest der GNU-Compilerkette modifiziert hat, um die Erzeugung von Multiarchitektur-Binärdateien zu ermöglichen, so dass eine einzige ausführbare Datei auf den Plattformen m68k und i386 lauffähig ist. Sie hatten ebenfalls ein Werkzeug, das Segmente für unerwünschte Architekturen entfernen konnte. Barak hat vorgeschlagen, diesen Code wiederzubeleben und über elf Architekturen in jedes Debian-Paket der Architektur-Binärdatei zu kompilieren.

Betreuer und RC-Fehler. Andrew Suffield hat eine sortierte Liste von Betreuern erstellt, zu deren Paketen eine übermäßige Anzahl alter nicht behobener veröffentlichungskritischer Fehler gemeldet ist. Fehlerberichte, die jünger als 30 Tage sind, blieben unberücksichtigt. Die Sortierung basiert vage auf einer Bewertung des Alters und der Schwere jedes Fehlers. Einige dieser Fehler sollten besser behoben sein.

Verletzt Debian das Copyright von ReiserFS? Hans Reiser, der Autor des ReiserFS, hat Debian gebeten, zu erklären, warum der Abschnitt credits and attributions aus den ReiserFS-Hilfsprogrammen entfernt wurde und somit das Copyright verletzt wird. Er hat erklärt, dass darin Klauseln enthalten sind, die das Entfernen dieses Abschnitts verbieten, und dass er Debian niemals als Übeltäter erwartet hätte. Jarno Elonen hat darauf hingewiesen, dass diese Sonderklauseln in der README-Datei anstatt in COPYING untergebracht sind und der Betreuer des ReiserFS sie vermutlich unabsichtlich übersehen hat. Ben Collins hat dazu angemerkt, dass dies ReiserFS als non-free klassifizieren könnte.

Unterprojekt Debian für Anwälte. Jeremy Malcolm hat ein neues Unterprojekt namens Debian-Lex vorgeschlagen, welches auf Debian für Rechtsanwälte abzielt. Dieses würde eine nahe liegende Auswahl aus dem vorhandenen Pool wie OpenOffice.org, Evolution und Gnotime einschließen, aber auch einige weitere Pakete erfordern, die noch nicht Teil von Debian sind, wie zum Beispiel SQL-Ledger (das in Kürze paketiert wird). Jeremy hat auch versucht, ein Datenbankschema aufzustellen, das als Basis für eine Klienten- und Falldatenbank dienen soll. Es gab einige Unterstützung für die Idee, jedoch gab es eine Diskussion über den Namen Debian-Lex.

Verwaltung der Konfigurationsdateien durch Debconf. Colin Walters hat gefordert, dass Debconf nicht von den Paketen zur Verwaltung ihrer Konfigurationsdateien verwendet wird. Er hat darauf hingewiesen, dass das Regelwerk fordert, dass lokale Änderungen während einer Paketaktualisierung bewahrt werden müssen. Wenn ein Paket die Verwaltung seiner Konfiguration per Voreinstellung von Debconf übernehmen lässt, können lokale Einstellungen gelöscht werden, ohne dass der Anwender davon erfährt. Joey Hess hat darüber hinaus gefordert, dass Debconf nicht für Anmerkungen verwendet wird, die eigentlich nach README.Debian gehören. Er weiß, dass einige Pakete es richtig machen, aber selbst wenn nur 10 % aller Pakete Debconf missbrauchen, sieht das ganze System hässlich aus. Joeys Debconf-Vorstellung dürfte ein guter Startpunkt sein, um den bestimmungsgemäßen Gebrauch von Debconf zu erlernen.

Bau einer Firewall mit Pebble. Glenn Stone hat beschrieben, wie man Pebble, eine abgespeckte Debian-Distribution, verwendet, um eine selbstgestrickte Firewall zum Laufen zu bekommen. Er hat die Installation und Einrichtung auf einem alten Dell 486D/50 mit 16 MByte RAM beschrieben. Pebble ist komprimiert nur 17 MByte groß und das fertige System belegt nur 81 MByte auf der Festplatte. Glenn meint, dies könnte ein empfehlenswerter Weg zu einer preisgünstigen Firewall sein. Auch das Hinzufügen eines Mini-Webservers oder eines E-Mail-Proxys sind so einfach wie ein "apt-get install".

Themen für Debian-Konferenzen. Da für dieses Jahr noch zwei Debian-Konferenzen angekündigt sind, wurden mögliche Teilnehmer aufgerufen, Ideen für Vorträge und Workshops zu liefern, die sich mit Debian befassen. Der Koordinator der Debian-Beteiligung am LinuxTag, würde gerne von Vorschlägen überschwemmt, was noch auf seine Liste soll und welche Redner noch eingeladen werden könnten. Themenwünsche für die Debian Conference 3 können in die TODO-Liste eingetragen werden, damit vielleicht jemand ein Vortragsangebot dazu einreicht.

Neues zu Debian für x86-64. Laut Arnd Bergmann funktionieren nunmehr sowohl die Übersetzungs- als auch die Standardwerkzeuge auf x86-64. Er hat Pakete veröffentlicht, die für die neue Architektur und für i386 Programme erzeugen können. Diese Pakete sollen als Ersatz für die i386-Pakete in Debian (Sid) dienen, die nur für eine Architektur eingesetzt werden können. Sie wurden mit Bochs getestet, der IA-32- und x86-64-PCs emulieren kann.

Fehlende Unterstützung für UTF-8? Nikolai Prokoschenko ist aufgefallen, dass kürzlich freigegebene Zeichensatz-Pakete nur Latin1-Zeichen enthalten, und zum Beispiel keine für Russisch, welches er benötigt. Manoj Srivastava hat mit einer Bemerkung geantwortet, wie Freie Software funktioniert: Wenn dich etwas stört, repariere es und schicke Korrekturen. Henrique de Moraes Holschuh hat ergänzt, dass er ein Unterprojekt Debian-desktop-RU gründen würde, das sich um alle Versäumnisse kümmert und in Ordnung bringt.

Sicherheitsaktualisierungen. Sie kennen es schon, bitte stellen Sie sicher, dass Sie Ihre Systeme aktualisieren, falls Sie eines der folgenden Pakete installiert haben.

Neue oder bemerkenswerte Pakete. Die folgenden Pakete wurden kürzlich dem Debian-Archiv hinzugefügt oder enthalten wichtige Aktualisierungen.

Verwaiste Pakete. 21 Pakete wurden diese Woche aufgegeben und benötigen einen neuen Betreuer. Damit gibt es insgesamt 196 verwaiste Pakete. Vielen Dank an die bisherigen Betreuer, die damit zur Freien-Software-Gemeinschaft beigetragen haben. Die vollständige Liste finden Sie auf den WNPP-Seiten. Fügen Sie bitte eine Notiz zum Fehlerbericht hinzu und benennen Sie ihn in ein ITA um, wenn Sie vorhaben, eines dieser Pakete zu übernehmen.

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Diese Ausgabe der wöchentlichen Debian-Nachrichten wurde von Matt Black und Martin 'Joey' Schulze erstellt.