4.5. Dateien vorbereiten für TFTP-Netzwerk-Boot

Wenn Ihr Rechner mit einem Netzwerk (Local Area Network, LAN) verbunden ist, sind Sie vielleicht in der Lage, über das Netzwerk per TFTP von einem anderen Rechner aus zu booten. Wenn Sie dies vorhaben, müssen die Boot-Dateien in speziellen Verzeichnissen auf diesem entfernten Rechner abgelegt werden und der Rechner muss für das Booten speziell Ihrer Maschine konfiguriert werden.

Sie müssen einen TFTP-Server einrichten und in vielen Fällen auch einen DHCP-Server oder einen BOOTP-Server.

BOOTP ist ein IP-Protokoll, das einem Computer seine IP-Adresse mitteilt und wo er im Netzwerk ein Boot-Image findet. Das Dynamic-Host-Configuration-Protocol (DHCP) ist eine flexiblere, rückwärts-kompatible Erweiterung von BOOTP. Einige Systeme können nur per DHCP konfiguriert werden.

Das Trivial-File-Transfer-Protocol (TFTP) wird benutzt, um dem Client das Boot-Image zur Verfügung zu stellen. Theoretisch könnte jeder Server auf jeder Plattform benutzt werden, der diese Protokolle implementiert. In den Beispielen in diesem Abschnitt geben wir Kommandos für SunOS 4.x, SunOS 5.x (a.k.a. Solaris) und GNU/Linux an.

[Anmerkung] Anmerkung

Für einen Debian GNU/Linux-Server empfehlen wir tftpd-hpa. Es wurde vom gleichen Autor geschrieben wie der syslinux-Bootloader und daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er Probleme verursacht, hierbei wohl am geringsten. Eine gute Alternative ist atftpd.

4.5.1. Einen DHCP-Server einrichten

Ein Free-Software-DHCP-Server ist der ISC-dhcpd. Für Debian GNU/Linux wird das isc-dhcp-server-Paket empfohlen. Hier eine beispielhafte Konfigurationsdatei (siehe /etc/dhcp/dhcpd.conf):

option domain-name "example.com";
option domain-name-servers ns1.example.com;
option subnet-mask 255.255.255.0;
default-lease-time 600;
max-lease-time 7200;
server-name "servername";

subnet 192.168.1.0 netmask 255.255.255.0 {
  range 192.168.1.200 192.168.1.253;
  option routers 192.168.1.1;
}

host clientname {
  filename "/tftpboot.img";
  server-name "servername";
  next-server servername;
  hardware ethernet 01:23:45:67:89:AB;
  fixed-address 192.168.1.90;
}

In diesem Beispiel gibt es einen Server servername, der alle Aufgaben von DHCP-Server, TFTP-Server und Netzwerk-Gateway übernimmt. Sie müssen natürlich die Domain-Namen-Einträge ändern wie auch den Servernamen und die Hardware-Adresse der Clients. Der Eintrag filename sollte der Name der Datei sein, die per TFTP abgerufen wird.

Nachdem Sie die Konfigurationsdatei des dhcpd verändert haben, starten Sie ihn mit /etc/init.d/isc-dhcp-server restart neu.

4.5.1.1. PXE-Boot aktivieren in der DHCP-Konfiguration

Hier ein weiteres Beispiel der dhcpd.conf, das die Pre-Boot-Execution-Environment-(PXE)Methode von TFTP nutzt:

option domain-name "example.com";

default-lease-time 600;
max-lease-time 7200;

allow booting;
allow bootp;

# Der nächste Abschnitt muss unter Umständen an Ihre
# Situation angepasst werden.
subnet 192.168.1.0 netmask 255.255.255.0 {
  range 192.168.1.200 192.168.1.253;
  option broadcast-address 192.168.1.255;
# die Gateway-Adresse, die bei Ihnen unterschiedlich sein kann
# (z.B. für den Zugriff auf das Internet)
  option routers 192.168.1.1;
# Geben Sie die DNS an, die Sie nutzen möchten
  option domain-name-servers 192.168.1.3;
}

group {
  next-server 192.168.1.3;
  host tftpclient {
# Hardware-Adresse des tftp-Clients
  hardware ethernet  00:10:DC:27:6C:15;
  filename "pxelinux.0";
 }
}

Beachten Sie, dass im Fall von PXE die Client-Datei pxelinux.0 ein Bootloader ist, kein Kernel-Image (siehe Abschnitt 4.5.4, „Die TFTP-Images an ihren Platz befördern“ weiter unten).

Wenn Ihr Rechner per UEFI bootet, müssen Sie einen für UEFI passenden Bootloader angeben, z.B. mit

group {
  next-server 192.168.1.3;
  host tftpclient {
# tftp client hardware address
  hardware ethernet  00:10:DC:27:6C:15;
  filename "debian-installer/amd64/bootnetx64.efi";
 }
}

4.5.2. Einen BOOTP-Server einrichten

Es gibt für GNU/Linux zwei BOOTP-Server: erstens den bootpd (CMU) und der zweite ist eigentlich ein DHCP-Server, der dhcpd (ISC). Sie sind in den Debian GNU/Linux-Paketen bootp bzw. isc-dhcp-server enthalten.

Um den bootpd (CMU) zu nutzen, müssen Sie als erstes für die entsprechende Zeile in /etc/inetd.conf das Kommentarzeichen entfernen (bzw. die Zeile hinzufügen, falls noch nicht vorhanden). Unter Debian GNU/Linux erledigen Sie das mit update-inetd --enable bootps und anschließendem /etc/init.d/inetd reload. Für den Fall, dass Ihr Bootp-Server nicht unter Debian läuft, sollte die fragliche Zeile so aussehen:

bootps  dgram  udp  wait  root  /usr/sbin/bootpd  bootpd -i -t 120

Jetzt müssen Sie die Datei /etc/bootptab erstellen. Sie hat das gewohnte kryptische Format wie die guten alten BSD-Dateien printcap, termcap und disktab. Mehr Informationen bekommen Sie in der Handbuchseite von bootptab. Beim CMU-bootpd müssen Sie die Hardware-(MAC-)Adresse des Clients kennen. Hier ein Beispiel für /etc/bootptab:

client:\
  hd=/tftpboot:\
  bf=tftpboot.img:\
  ip=192.168.1.90:\
  sm=255.255.255.0:\
  sa=192.168.1.1:\
  ha=0123456789AB:

Sie müssen zumindest den Eintrag ha anpassen, der die Hardware-Adresse des Clients angibt. Der Eintrag bf legt fest, welche Datei der Client per TFTP bezieht; Abschnitt 4.5.4, „Die TFTP-Images an ihren Platz befördern“ enthält mehr Details.

Im Unterschied dazu ist es wirklich einfach, den ISC-dhcpd einzurichten, da dieser BOOTP-Clients gewissermaßen als Spezialfall von DHCP-Clients behandelt. Einige Architekturen erfordern eine komplexe Konfiguration, um Clients per BOOTP zu starten. Wenn Sie solch einen Fall haben, lesen Sie Abschnitt 4.5.1, „Einen DHCP-Server einrichten“. Andernfalls könnte es vielleicht ausreichen, in der Datei /etc/dhcp/dhcpd.conf den Eintrag allow bootp zu dem Abschnitt hinzuzufügen, der das Subnetz konfiguriert, zu dem Ihr Client gehört. Danach muss der dhcpd mit /etc/init.d/isc-dhcp-server restart neu gestartet werden.

4.5.3. Den TFTP-Server aktivieren

Um den TFTP-Server einzurichten, sollten Sie als Erstes sicherstellen, dass tftpd aktiv ist.

Im Falle von tftpd-hpa gibt es zwei Wege, wie der Dienst zum Laufen gebracht werden kann. Er kann bei Bedarf vom inetd-Daemon des Systems gestartet werden oder er kann eingerichtet werden, als eigenständiger Daemon zu laufen. Welche der beiden Methoden verwendet wird, wird bei der Installation des Pakets ausgewählt und kann auch später geändert werden, indem das Paket rekonfiguriert wird.

[Anmerkung] Anmerkung

Früher haben TFTP-Server das Verzeichnis /tftpboot genutzt, um Images bereitzustellen. Allerdings verwenden Server aus Debian GNU/Linux-Paketen unter Umständen andere Verzeichnisse, um den Filesystem Hierarchy Standard (Festlegungen, an welcher Stelle im Dateisystem bestimmte Daten abgespeichert werden sollten) zu erfüllen. Zum Beispiel nutzt tftpd-hpa standardmäßig /srv/tftp. Sie müssen also eventuell die Konfigurationsbeispiele aus diesem Kapitel entsprechend an Ihre Situation anpassen.

Alle in Debian verfügbaren in.tftpd-Alternativen sollten standardmäßig Protokolleinträge aller TFTP-Anfragen in das System-Log schreiben. Einige unterstützen das Argument -v, um die Ausführlichkeit der Einträge zu erhöhen. Es wird empfohlen, im Falle von Boot-Problemen diese Logeinträge zu kontrollieren; sie sind ein guter Anfang, um der Fehlerursache auf die Spur zu kommen.

4.5.4. Die TFTP-Images an ihren Platz befördern

Als nächstes legen Sie die TFTP-Boot-Images, die Sie benötigen und die Sie wie in Abschnitt 4.2.1, „Wo Sie die Installations-Images finden“ beschrieben bekommen können, im tftpd-Bootimage-Verzeichnis ab. Sie müssen unter Umständen einen Link von diesem Image auf die Datei anlegen, die tftpd benutzt, um einen speziellen Client zu booten. Bedauerlicherweise hängt der Name dieser Datei von dem TFTP-Client ab und es gibt dabei keine festen Standards.

Alles was Sie benötigen, um per PXE zu booten, ist bereits in dem netboot/netboot.tar.gz-Tarball eingerichtet. Entpacken Sie den Tarball einfach in das tftpd-Bootimage-Verzeichnis. Stellen Sie sicher, dass der DHCP-Server konfiguriert ist, pxelinux.0 als zu bootende Datei zum tftpd weiterzuleiten. Für UEFI-Rechner müssen Sie den Namen eines passenden UEFI-Boot-Images (wie /debian-installer/amd64/bootnetx64.efi) angeben.