Kapitel 2. Was ist neu in Debian 11

Inhaltsverzeichnis

2.1. Unterstützte Architekturen
2.2. Was ist neu in der Distribution?
2.2.1. Desktop-Umgebungen und bekannte Pakete
2.2.2. Treiberloses Scannen und Drucken
2.2.3. Neuer generischer open-Befehl
2.2.4. Control groups v2
2.2.5. Dauerhaftes systemd-Journal
2.2.6. Neue Fcitx-5-Eingabemethode
2.2.7. Neuigkeiten vom Debian Med Blend
2.2.8. Kernel-Unterstützung für exFAT
2.2.9. Verbesserte Übersetzungen von Handbuchseiten
2.2.10. Verbesserte Unterstützung für alternative Init-Systeme
2.2.11. Initial availability of the Bazel build system

Das Wiki enthält weitere Informationen zu diesem Thema.

2.1. Unterstützte Architekturen

Die folgenden Architekturen werden offiziell von Debian 11 unterstützt:

  • 32-Bit PC (i386) und 64-Bit PC (amd64)

  • 64-Bit ARM (arm64)

  • ARM EABI (armel)

  • ARMv7 (EABI Hard-Float ABI, armhf)

  • little-endian MIPS (mipsel)

  • 64-Bit Little-Endian MIPS (mips64el)

  • 64-Bit Little-Endian PowerPC (ppc64el)

  • IBM System z (s390x)

Näheres zum Stand der Portierungen und Port-spezifische Informationen für Ihre Architektur finden Sie auf Debians Portierungs-Webseiten.

2.2. Was ist neu in der Distribution?

Diese neue Version von Debian erscheint wieder mit erheblich mehr Software als ihr Vorgänger Buster; die Distribution enthält über 11294 neue Pakete und damit insgesamt über 59551 Pakete. Ein Großteil der Software in der Distribution wurde aktualisiert: über 42821 Softwarepakete (das entspricht 72% aller Pakete in Buster). Außerdem wurde eine signifikante Zahl von Paketen (über 9519, 16% der Pakete in Buster) aus verschiedenen Gründen aus der Distribution entfernt. Für diese Pakete werden Sie keine Aktualisierungen finden und sie werden in den Paketverwaltungsprogrammen als veraltet (obsolete) markiert sein; lesen Sie dazu auch Abschnitt 4.8, „Veraltete Pakete“.

2.2.1. Desktop-Umgebungen und bekannte Pakete

Debian erscheint wieder mit verschiedenen Desktop-Anwendungen und -Umgebungen. Unter anderem enthält es die Desktop-Umgebungen GNOME 3.38, KDE Plasma 5.20, LXDE 11, LXQt 0.16, MATE 1.24 und Xfce 4.16.

Produktivprogramme wurden ebenfalls aktualisiert, inklusive der Büroanwendungs-Pakete:

  • LibreOffice wurde auf Version 7.0 aktualisiert;

  • Calligra wurde auf Version 3.2 aktualisiert.

  • GNUcash wurde auf Version 4.4 aktualisiert;

Neben vielen weiteren enthält diese Veröffentlichung auch folgende Aktualisierungen:

PaketVersion in 10 (Buster)Version in 11 (Bullseye)
Apache2.4.382.4.48
BIND - DNS-Server9.119.16
Cryptsetup2.12.3
Dovecot - MTA2.3.42.3.13
Emacs26.127.1
Exim - Standard-E-Mail-Server4.924.94
GNU Compiler Collection als Standard-Kompiliersoftware8.310.2
GIMP2.10.82.10.22
GnuPG2.2.122.2.27
Inkscape0.92.41.0.2
GNU-C-Bibliothek2.282.31
lighttpd1.4.531.4.59
Linux-Kernel-Image4.19-Serie5.10-Serie
LLVM/Clang-Werkzeugkette6.0.1 und 7.0.1 (Standardversion)9.0.1 und 11.0.1 (Standardversion)
MariaDB10.310.5
Nginx1.141.18
OpenJDK1111
OpenSSH7.9p18.4p1
Perl5.285.32
PHP7.37.4
Postfix - MTA3.43.5
PostgreSQL1113
Python 33.7.33.9.1
Rustc1.41 (1.34 für armel)1.48
Samba4.94.13
Vim8.18.2

2.2.2. Treiberloses Scannen und Drucken

Sowohl das Drucken mit CUPS wie auch Scannen mit SANE funktioniert in zunehmendem Maße (speziell bei Geräten, die ca. in den letzten 5 Jahren auf den Markt gekommen sind) ohne die Installation von oft nicht-freien und für das Gerätemodell spezifischen Treibern.

2.2.2.1. CUPS und treiberloses Drucken

Moderne Drucker, die über Ethernet oder WLAN verbunden sind, können bereits treiberloses Drucken verwenden, implementiert über CUPS und cups-filters; dies ist bereits in den Veröffentlichungshinweisen für Buster beschrieben. Debian 11 Bullseye bringt das neue Paket ipp-usb mit, das von cups-daemon empfohlen wird, und nutzt das herstellerneutrale IPP-over-USB-Protokoll, das auch viel moderne Drucker unterstützen. Dies erlaubt es, USB-Drucker wie einen Netzwerkdrucker zu behandeln, was die Möglichkeiten des treiberlosen Druckens auf per USB angebundene Geräte ausweitet. Spezifische Details sind im Wiki zusammengefasst.

Der im ipp-usb-Paket enthaltene systemd-Service startet den ipp-usb-Daemon, wenn ein Drucker über USB angeschlossen wird, und stellt ihn so für das Drucken zur Verfügung. Standardmäßig sollte der Drucker über cups-browsed automatisch konfiguriert werden, andernfalls kann er aber auch manuell mit einer lokalen treiberlosen Druckerwarteschlange eingerichtet werden.

2.2.2.2. SANE und treiberloses Scannen

Das offizielle treiberlose SANE-Backend wird von sane-escl aus dem Paket libsane1 bereitgestellt. Ein weiteres, unabhängig davon entwickeltes treiberloses Backend ist sane-airscan. Beide verstehen das eSCL-Protokoll, aber sane-airscan kann zusätzlich auch das WSD-Protokoll nutzen. Benutzer sollten in Betracht ziehen, beide Backends auf ihrem System zu installieren.

eSCL und WSD sind Netzwerkprotokolle. Das bedeutet, dass sie über eine USB-Verbindung arbeiten, wenn der Scanner ein IPP-over-USB-Gerät ist (siehe oben). Beachten Sie, dass libsane1 die Verwendung des Pakets ipp-usb empfiehlt. Das führt dazu, dass für entsprechende Geräte automatisch die Nutzung eines treiberlosen Backends eingerichtet wird, sobald es per USB angeschlossen ist.

2.2.3. Neuer generischer open-Befehl

Der neue Befehl open ist jetzt als komfortable Alternative zu xdg-open (Standard) oder run-mailcap verfügbar, konfigurierbar über das update-alternatives-System. Es ist für die interaktive Nutzung auf der Befehlszeile gedacht, um Dateien mit der zugehörigen Standardanwendung zu öffnen, welche auch ein grafisches Programm sein kann, wenn verfügbar.

2.2.4. Control groups v2

In Bullseye verwendet systemd standardmäßig control groups v2 (cgroupv2), das eine einheitliche Hierarchie zur Ressourcenkontrolle bereitstellt. Es sind Kernel-Parameter verfügbar, um - falls nötig - wieder die alte cgroups-Variante zu aktivieren; beachten Sie die Hinweise für OpenStack im Abschnitt 5.1.9, „OpenStack und cgroups v1“-Abschnitt.

2.2.5. Dauerhaftes systemd-Journal

Systemd aktiviert in Bullseye standardmäßig die Funktion für ein dauerhaftes Journal (persistent journal), und speichert seine Log-Dateien in /var/log/journal/. Details finden Sie unter systemd-journald.service(8); beachten Sie, dass in Debian das Journal zusätzlich zur systemd-journal-Gruppe (Standardeinstellung) auch für Mitglieder der Gruppe adm lesbar ist.

Dies sollte nicht zu Beeinträchtigungen mit jeglichen vorhandenen traditionellen Logging-Daemons wie z.B. rsyslog führen, aber Benutzer, die nicht zwingend spezielle Funktionen eines solchen Daemons benötigen, könnten in Betracht ziehen, diesen zu deinstallieren und in Zukunft nur das Journal zu verwenden.

2.2.6. Neue Fcitx-5-Eingabemethode

Fcitx 5 ist eine Eingabemethode für Chinesisch, Koreanisch und viele andere Sprachen. Es ist der Nachfolger des beliebten Fcitx 4 in Buster. Die neue Version unterstützt Wayland und hat eine bessere Addon-Unterstützung. Weitere Informationen inklusive der Migrationsanleitung finden Sie im Wiki.

2.2.7. Neuigkeiten vom Debian Med Blend

Das Debian-Med-Team hat im Kampf gegen COVID-19 Software für die Virusforschung auf Sequenzierungsebene paketiert, sowie Werkzeuge, die zur Bekämpfung der Epidemie eingesetzt werden.

Neben neu hinzugefügten Paketen auf dem Feld der Biowissenschaften und Medizin haben viele vorhandene Pakete Unterstützung für Continuous Integration erfahren.

Eine Reihe performance-kritischer Anwendungen profitieren jetzt von SIMD Everywhere. Diese Bibliothek erlaubt Paketen die Verfügbarkeit auf weiteren, von Debian unterstützten Hardware-Plattformen (vor allem arm64), unter gleichzeitiger Nutzung der Performance-Vorteile von Prozessoren, die Vektorerweiterungen bereitstellen (wie AVX auf amd64 oder NEON auf arm64).

Um Pakete zu nutzen, die vom Debian-Med-Team betreut werden, installieren Sie die Metapakete namens med-*, die für Debian Bullseye in der Version 3.6.x bereitstehen. Besuchen Sie gerne die Debian-Med Tasks-Seiten, um einen vollständigen Überblick über biologische und medizinische Software in Debian zu erhalten.

2.2.8. Kernel-Unterstützung für exFAT

Bullseye ist die erste Veröffentlichung, die einen Linux-Kernel mit Unterstützung für das exFAT-Dateisystem enthält. Diese wird auch standardmäßig für das Einbinden von exFAT-Dateisystemen verwendet. Konsequenterweise ist es daher auch nicht mehr erforderlich, die filesystem-in-userspace-Implementierung aus dem exfat-fuse-Paket zu verwenden. Falls Sie diese trotzdem noch weiter nutzen möchten, müssen Sie das Hilfsskript mount.exfat-fuse händisch aufrufen, wenn Sie ein exFAT-Dateisystem einbinden.

Werkzeuge zur Erzeugung und Überprüfung von exFAT-Dateisystemen werden von den Autoren der exFAT-Implementierung des Linux-Kernels in dem exfatprogs-Paket bereitgestellt. Es gibt auch noch die davon unabhängige Implementierung vergleichbarer Hilfsprogramme im exfat-utils-Paket, allerdings kann dieses Paket nicht parallel zu der neuen Implementierung installiert werden. Es wird empfohlen, zum exfatprogs-Paket zu migrieren, aber achten Sie dabei auf die Befehlsoptionen, die höchstwahrscheinlich inkompatibel zueinander sind.

2.2.9. Verbesserte Übersetzungen von Handbuchseiten

Die Handbuchseiten (manpages) für verschiedene Projekte wie systemd, util-linux, OpenSSH und Mutt wurden in mehreren Sprachen (darunter Französisch, Spanisch und Mazedonisch) wesentlich verbessert. Um hiervon zu profitieren, installieren Sie bitte manpages-xx (dabei ist xx der Sprachcode Ihrer bevorzugten Sprache).

Während des Lebenszyklus von Debian Bullseye werden weitere verbesserte Übersetzungen über das backports-Archiv bereitgestellt.

2.2.10. Verbesserte Unterstützung für alternative Init-Systeme

Das Standard-Init-System in Debian ist systemd. In Bullseye werden aber auch eine Reihe von alternativen Init-Systemen unterstützt (z.B. das System-V-artige Init oder OpenRC), und die meisten Arbeitsplatz-Umgebungen funktionieren jetzt auch gut auf Systemen mit alternativen Inits. Details, wie Sie das Init-System wechseln (sowie Infos, wo Sie Hilfe bekommen bei Problemen, wenn Sie ein anderes Init-System als systemd betreiben), finden Sie im Debian Wiki.

2.2.11. Initial availability of the Bazel build system

The Bazel build system is available in Debian starting with this release. This is a bootstrap variant that doesn't include local versions of the extended Bazel ecosystem. However, the current package does provide identical functionality to core upstream Bazel, with the advantage of convenient Debian package management for the installation. While building Debian packages is not currently recommended yet, any software that supports Bazel builds should build normally using the bazel-bootstrap package. This includes build-time downloads of required dependencies.

The Debian Bazel Team is working to package an extensible version of Bazel for future Debian releases. This extensible version will allow additional components of the Bazel ecosystem to be included as native Debian packages. More importantly, this version will allow Debian packages to be built using Bazel. Contributions to the team are welcome!