Debian Weekly News - 29. Oktober 2002

Willkommen zur 42. Ausgabe der DWN in diesem Jahr, dem wöchentlichen Newsletter der Debian-Gemeinschaft. Als ob wir es nicht schon gewusst hätten: IndustryWeek berichtet, dass mehr und mehr Firmen Linux einsetzen. Nach dem Lesen vieler Beiträge bezüglich des jüngsten Debian-Testberichtes hat Clinton De Young die Gelegenheit wahrgenommen und einen sehr ausführlichen Installationsführer geschrieben. Das Danish Board of Technology hat vorgeschlagen, ein offenes Format zum Austausch von Textdokumenten in der öffentlichen Verwaltung zu verwenden, um Freier Software den Weg zu bereiten

Unterprojekt Debian Desktop initiiert. Colin Walters hat mit dem Unterprojekt Debian Desktop begonnen, das zum Ziel hat, Debian, GNU und Linux in den Massengebrauch zu bringen. Das Ziel ist, das bestmögliche Betriebssystem für sowohl privaten als auch professionellen Einsatz zu schaffen. Kurz gesagt, dieses Unterprojekt will dafür sorgen, dass die Installation, Konfiguration und der Gebrauch von Debian so einfach und narrensicher wie möglich werden. Slashdot merkt dazu an, dass das Debian-Projekt nun offiziell die Benutzerfreundlichkeit auf dem Arbeitsplatzrechner ins Auge fasst.

Neue Images des grafischen Progeny-Installers. John Daily schreibt, dass angesichts der negativen Testberichte der aktuellen Debian-Distribution, in denen der Installer stark kritisiert wurde, es für Anwender interessant sein könnte, PGI kennenzulernen. Progeny hat ein Image für Debian 3.0 (Woody) zur Verfügung gestellt, das auf PGI basiert, dem Progeny Graphical Installer für die i386-Architektur.

US-Kongress zum Überdenken von Open Source gezwungen. Robin Miller beschreibt auf Newsforge, wie Open-Source-Befürworter Lobbyarbeit im US-Kongress leisten, deren Mitglieder entscheiden, welche Software-Lizenzen für die Veröffentlichung von staatlich geförderter Software erlaubt oder nicht erlaubt sind. Das Originalschreiben verwendete noch keine GPL-feindlichen Formulierungen, diese wurden erst von einem Repräsentanten aus dem Bundesstaat Washington eingefügt, dessen großzügigste Quelle seiner Wahlkampfunterstützung eine wohlbekannte Firma ist.

Debian auf der UK Linux Expo 2002. Wookey hat einen Bericht über den diesjährigen Debian-Stand auf der UK Linux Expo 2002 geschrieben, auf der Phil Hands einen Vortrag über Debian und Freie Software gehalten hat. Mit vielen Vorführungen von Debian/ARM, interessanter Hardware und Unterhaltung der Besucher wurde der Trend der vergangenen Jahre fortgesetzt. Auch Debian/NetBSD wurde auf einem Stand vorgeführt.

LWN-Abonnement für Debian-Entwickler. Bdale Garbee hat mitgeteilt, dass er Gruppenzugriff auf Linux Weekly News (LWN) für Debian-Entwickler arrangiert habe. LWN habe angeboten, die Debian-Entwickler als Gruppe zu behandeln, und HP sei bereit, die Kosten dafür zu übernehmen. Er dankt beiden für ihre andauernde Unterstützung der Debian-Entwicklergemeinschaft. Wenn Sie Debian-Entwickler sind und vollen Zugriff auf die LWN wünschen, sollten Sie sich zuerst einen normalen Zugang einrichten und sich danach mit Bdale in Verbindung setzen.

Entfernen von Paketen aus Unstable. Anthony Towns hat berichtet, dass er plane, eine größere Anzahl von Paketen aus unstable zu entfernen, die anscheinend nicht mehr betreut würden. Die Pakete sind auf dieser Seite aufgelistet und mit der Bemerkung [REMOVE] versehen. Dies würde Pakete wie emacs20, kaffe, kpackage und RFC-Pakete betreffen.

GNOME-2-Umstieg. Colin Walters hat endlich angekündigt, dass der GNOME 2 Desktop an diesem Sonntag (27. Oktober) nach unstable hochgeladen und den GNOME 1.4 Desktop ersetzen werde. Aufgrund von Störungen durch das Wetter sei dies jedoch nicht planmäßig erfolgt. Das Hochladen von incoming nach unstable sei jedoch im Gange und sollte in den nächsten Tagen abgeschlossen sein. Es sieht danach aus, dass der Plan, GNOME 1 während der Arbeit an GNOME 2 zu behalten, verworfen wurde. Anwendungen von Drittanbietern wie Evolution und andere sollten weiter funktionieren. Colin und Christian Marillat haben sogar Skripte für den Umstieg für .gnome-Verzeichnisse geschrieben.

Überprüfung der Debian-Distribution. Es wurde berichtet, dass Steve Kemp ein Projekt begonnen hat, in dem er Software untersucht, die anfällig für Pufferüberlauf-Angriffe usw. ist. Drew Scott Daniels hat ein ähnliches Projekt begonnen, das zwar nur eine allgemeinere Prüfung durchführt, dies aber in einem automatisierten Verfahren erledigt, was die Arbeit von Entwicklern und Quellcode-Prüfern erleichtert. Beide Projekte können mehr Helfer gebrauchen.

Aufnahme des VESA-Framebuffers? Auf der Liste des Technischen Komitees wird eine Kontroverse bezüglich des VESA-Framebuffers ausgetragen. Eduard Bloch würde diesen Framebuffer gerne im Debian-Kernel-Image-Paket sehen, Herbert Xu hat jedoch dagegen argumentiert – und er ist der Betreuer. Der Programmautor hat jedoch angemerkt, dass dieser Framebuffer nicht per Voreinstellung verwendet werde.

MPlayer in Debian? Mit der letzten Version des MPlayer wurde darauf hingewiesen, dass der DivX4-Code nun unter der GNU General Public License (GPL) freigegeben wurde. Anscheinend war dies der einzige Quellcode, der nicht unter der GPL stand. Frühere Arbeiten, den MPlayer in das Debian-Hauptarchiv zu integrieren, werden damit nun erleichtert.

Debian: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Christoph Lameter hat vergangenen Dienstag auf dem Free Software Symposium in Tokio einen Vortrag gehalten, in dem er einen Überblick über Debian gegeben und Pakete und Kernelemente diskutiert hat. Obwohl Christoph es "sehr oberflächlichen Stoff; nichts für Hardcore-Leute" nennt, gibt es einige nette Grafen zur Entwicklung von Betreuern, Paketen und Architekturen im Laufe der Zeit und einen Versuch, deren zukünftige Entwicklung zu extrapolieren.

Lizenzproblem von Cdrdao gelöst. Zu Beginn dieses Monats gab es eine Debatte über die nicht-freie Bibliothek libedc_ecc, die vom cdrdao-Paket verwendet wird. Andreas Metzler hat nun bekanntgegeben, dass das Problem vom Programmautor gelöst und die Bibliothek schließlich unter die GNU GPL gestellt worden ist.

Desktop-Linux-Gipfeltreffen. Große Technologie-Firmen und DesktopLinux.com haben ihre Unterstützung für das Desktop-Linux-Gipfeltreffen angekündigt. Das Gipfeltreffen wird GNU/Linux auf den Arbeitsplatzrechnern gewidmet sein, und die teilnehmenden Firmen versuchen 2003 zum "Jahr des Desktop Linux" zu machen. Der Gipfel wird am 20. und 21. Februar 2003 in San Diego stattfinden.

Debian und die LSB. Jason Lim hat eine Diskussion darüber begonnen, warum die Debian-Distribution im Gegensatz zu anderen Distributionen nicht von der Linux Standard Base (LSB) zertifiziert ist. Nach einem Hinweis auf das Paket lsb, begann jedoch der Austausch von Erfahrungen mit Debian als kommerzielle Software-Plattform.

Debian/OpenBSD eingestellt. Andreas Schuldei hat angekündigt, dass er die Arbeit zur Verbindung von OpenBSD und Debian nicht fortsetzen werde. Er habe herausgefunden, dass es zahlreiche Anzeichen dafür gebe, dass sich die Sicherheit in OpenBSD überwiegend auf demselben Niveau wie in Debian befinde. Da es bei der Arbeit an dieser Portierung darum gehe, Debian-Anwendern eine sicherere Umgebung zur Verfügung zu stellen, scheine sich die Arbeit daran nicht mehr zu lohnen.

Klärung der Lizenz für Debian/NetBSD. Joel Baker hat eine Erklärungsaufforderung an Richard Stallman gesandt. Die Dateien im NetBSD-Quellcode-Baum verwenden weit verbreitet unterschiedliche Lizenzen. Während Quellcode der University of California, Berkeley (UCB), unproblematisch ist, hat die NetBSD Foundation zuvor ihren Widerstand gegen das Ersuchen deutlich gemacht, von der alten BSD-Lizenz auf die überarbeitete Fassung ohne die Werbeklausel zu wechseln, deutlich gemacht. Dieser Code ist inkompatibel mit der GNU GPL.

Neuigkeiten von Debian/EDU. Raphaël Hertzog hat mitgeteilt, dass die Debian-Edu-Metapakete dem Debian-Archiv hinzugefügt wurden. Er sucht Freiwillige für mehrere Aufgaben wie Wiki-Redakeure, Web-Redakteure für www.debian.org, Verfasser von Anleitungen und Personen, die Pakete betreuen, die Ausbildungszwecken dienen.

Gründung des Global Technology Policy Institute. Bruce Perens, früherer Debian-Entwickler und Projektleiter, hat einen Spendenaufruf zur Einrichtung des Global Technology Policy Institute (GTPI) veröffentlicht. Das Institut ist eine gemeinnützige Organisation, die sich auf Angelegenheiten Freier Software konzentriert. Das GTPI wird unter Sektion 501(c)6 der US-amerikanischen Steuergesetze arbeiten, die ihm erlauben, sich politisch zu engagieren. Andere gemeinnützige Einrichtungen wie Software in the Public Interest, Inc. verwenden Sektion 501(c)3 des Steuergesetzes, welche ihre politische Aktivität einschränkt, ihnen aber abzugsfähige Spenden erlaubt. Unter anderem wird sich das GTPI für das Recht einsetzen, dass aus öffentlichen Geldern bezahlte Forscher ihren Code unter der GNU GPL freigeben können.

Sicherheitsaktualisierungen. Sie kennen es schon, bitte stellen Sie sicher, dass Sie Ihre Systeme aktualisieren, falls Sie eines der folgenden Pakete installiert haben.

Neue oder bemerkenswerte Pakete. Die folgenden Pakete wurden kürzlich dem Debian-Archiv hinzugefügt oder enthalten wichtige Aktualisierungen.

Verwaiste Pakete. 12 Pakete wurden diese Woche aufgegeben und benötigen einen neuen Betreuer. Damit gibt es insgesamt 143 verwaiste Pakete. Vielen Dank an die bisherigen Betreuer, die damit zu der Freien-Software-Gemeinschaft beigetragen haben. Die vollständige Liste finden Sie auf den WNPP-Seiten. Fügen Sie bitte eine Notiz zum Fehlerbericht hinzu und benennen Sie ihn in ein ITA um, wenn Sie vorhaben, eines dieser Pakete zu übernehmen.

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Diese Ausgabe der wöchentlichen Debian-Nachrichten wurde von Martin 'Joey' Schulze erstellt.