Debian 12 Bookworm veröffentlicht

10. Juni 2023

Nach einem Jahr, neun Monaten und 28 Tagen Entwicklungszeit darf das Debian-Projekt nun mit Stolz seine neue stabile Version 12 (Codename Bookworm) ankündigen.

Bookworm enthält dank des gemeinsamen Engagements des Debian-Sicherheitsteams und des Debian Long Term Support-Teams Unterstützung für die nächsten fünf Jahre.

Als Ergebnis des Allgemeinen Beschlusses über unfreie Firmware von 2022 (Englisch) haben wir einen neuen Archivbereich eingerichtet, der es ermöglicht, unfreie Firmware von anderen unfreien Paketen zu trennen:

Die meisten unfreien Firmware-Pakete wurden von non-free nach non-free-firmware verschoben. Diese Trennung ermöglicht es, unterschiedliche offizielle Installationsabbilder bereitzustellen.

Debian 12 Bookworm wird mit mehreren Arbeitsumgebungen ausgeliefert, unter anderem:

Zu dieser Veröffentlichung sind 11.089 Pakete neu hinzugekommen, sie enthält also insgesamt 64.419 Pakete. 6.296 veraltete Pakete sind nicht mehr dabei und 43.254 Pakete sind für diese Veröffentlichung aktualisiert worden. Insgesamt belegt Bookworm 365.016.420 kB (365 GB) Speicherplatz und besteht aus 1.341.564.204 Zeilen Code.

Dank unserer Übersetzerinnen und Übersetzer enthält Bookworm mehr übersetzte Handbuchseiten als jemals zuvor. Sie haben die Handbuchseiten in eine Reihe von Sprachen wie Dänisch, Finnisch, Griechisch, Indonesisch, Mazedonisch, Norwegisch (Bokmål), Russisch, Serbisch, Schwedisch, Tschechisch, Ukrainisch und Vietnamesisch übertragen. Die systemd-Handbuchseiten sind jetzt komplett in Deutsch verfügbar.

Debian Med Blend führt ein neues Paket ein: shiny-server. Der shiny-server vereinfacht wissenschaftliche Webapplikationen mit R. Wir haben unsere Bemühungen fortgesetzt, Continuous-Integration-Unterstützung für Debian-Med-Team-Pakete zu ermöglichen. Installieren Sie die Metapakete in der Version 3.8.x für Bookworm.

Der Debian Astro Blend bleibt auch weiterhin die Komplettlösung für professionelle Astronomen, Enthusiasten und Hobbyisten und versorgt sie mit fast durchweg aktualisierten Softwareversionen. astap und planetary-system-stacker helfen bei der Bilderstapelung und astrometrischen Auflösung. Auch der Open-Source-Korrelator openvlbi ist jetzt enthalten.

Auf ARM64 ist die Secure-Boot-Unterstützung zurückgekehrt; Anwender von UEFI-fähiger ARM64-Hardware können jetzt im Secure-Boot-Modus starten und das volle Potenzial dieser Sicherheitsfunktionalität nutzen.

Debian 12 Bookworm enthält zahlreiche aktualisierte Softwarepakete (über 67% aller Pakete aus der Vorversion), unter anderem:

Durch diese umfangreiche Paketauswahl und der traditionell breiten Unterstützung für Architekturen bleibt Debian seinem Ziel des Universellen Betriebssystems treu. Es eignet sich für viele verschiedene Einsatzzwecke: Desktop-Systeme und Netbooks, Entwicklungsserver und Cluster-Systeme sowie für Datenbank-, Web und Speicher-Server. Gleichzeitig sorgen weitere Qualitätssicherungsmaßnahmen wie automatische Installations- und Upgrade-Tests für alle Pakete im Debian-Archiv dafür, dass Bookworm die hohen Erwartungen seiner Anwenderschaft an die Stabilität einer Debian-Veröffentlichung erfüllt.

Insgesamt werden für Bookworm neun Architekturen offiziell unterstützt:

32-bit PC (i386) deckt keine i586-Prozessoren mehr ab; die neue Minimalanforderung ist i686. Falls Ihre Maschine diese Anforderung nicht erfüllt, empfiehlt es sich, bis zum Ende seines Unterstützungs-Zyklus bei Bullseye zu bleiben.

Das Debian-Cloud-Team veröffentlicht Bookworm für verschiedene Cloud-Computing-Dienste:

Das genericcloud-Abbild sollte in jeder virtualisierten Umgebung laufen, außerdem gibt es ein nocloud-Abbild zum Testen des Kompilierungsprozesses.

GRUB-Pakete werden den os-prober für andere Betriebssysteme standardmäßig nicht mehr ausführen.

Zwischen den Versionen hat das Technische Komitee beschlossen, dass Debian Bookworm nun ausschließlich das UsrMerge-Dateisystem-Layout (Englisch) verwenden und die Unterstützung für das Layout mit nicht zusammengeführtem /usr einstellen soll. Bei Systemen, die als Buster oder Bullseye aufgesetzt worden sind, ändert sich nichts, allerdings werden ältere Systeme während des Upgrades umgestellt.

Kostprobe gefällig?

Falls Sie Debian 12 Bookworm einfach ausprobieren wollen, ohne es gleich zu installieren, können Sie eins der Live-Abbilder verwenden, welche das komplette Betriebssystem nur-lesbar in den Arbeitsspeicher Ihres Computers laden und dort ausführen.

Diese Live-Abbilder sind für die Architekturen amd64 sowie i386 zu haben und es gibt sie für DVDs, USB-Sticks und Netzwerk-Boot-Umgebungen. Anwender können aus mehreren verschiedenen Arbeitsumgebungen auswählen: GNOME, KDE Plasma, LXDE, LXQt, MATE und Xfce. Debian Live Bookworm hat ein Standard-Live-Abbild, kann also auch als grundlegendes Debian-System ganz ohne grafische Benutzeroberfläche getestet werden.

Wenn Ihnen das Betriebssystem gefällt, haben Sie die Möglichkeit, direkt vom Live-Abbild aus die Installation auf Ihrem Computer anzustoßen. Es enthält dazu den unabhängigen Calamares-Installer sowie den standardmäßigen Debian-Installer. Weitere Informationen finden Sie in den Veröffentlichungshinweisen und dem Live-Installations-Images-Abschnitt auf der Debian-Website.

Falls Sie Debian 12 Bookworm sofort auf Ihrem Computer installieren wollen, haben Sie die Wahl aus vielen verschiedenen Installationsmedien zum Herunterladen, unter anderem: Blu-ray Disc, DVD, CD, USB-Stick oder über eine Netzwerkverbindung. Die Installationsanleitung versorgt Sie mit weiteren Informationen.

Debian kann jetzt in 78 Sprachen installiert werden; die meisten davon sind sowohl in textbasierten als auch in grafischen Benutzeroberflächen verfügbar.

Die Installationsabbilder können ab sofort über BitTorrent (die empfohlene Methode), jigdo oder HTTP heruntergeladen werden; siehe Debian auf CDs für Details. Bookworm wird außerdem bald bei zahlreichen Händlern auf physischen DVDs, CD-ROMs und Blu-ray Discs verfügbar sein.

Debian-Upgrade

Für die meisten Konfigurationen kümmert sich das APT-Paketverwaltungssystem automatisch um das Upgrade von Debian 11 Bullseye auf Debian 12 Bookworm.

Vor dem Upgrade wird nachdrücklich empfohlen, dass Sie Ihre gesamten oder zumindest die unersetzlichen Daten und Konfigurationsinformationen wegsichern. Die Upgrade-Werkzeuge und der -Prozess sind sehr zuverlässig, aber trotzdem kann ein Hardware-Ausfall mitten im Upgrade das System in einem unbrauchbaren Zustand hinterlassen. Das Wichtigste, das Sie sichern sollten, sind die Inhalte von /etc, /var/lib/dpkg, /var/lib/apt/extended_states und die Ausgabe von: $ dpkg --get-selections '*' # (die Anführungszeichen nicht weglassen)

Wir freuen uns über alle Hinweise von Anwendern zum Upgrade von Bullseye auf Bookworm. Bitte reichen Sie dazu Ihr Ergebnis als Fehlerbericht in der Debian-Fehlerdatenbank ein und geben Sie als Paket upgrade-reports an.

Es wurde viel Entwicklungsarbeit im Debian-Installer investiert. Nicht nur die Hardware-Unterstützung ist besser geworden, es gibt auch Korrekturen für die Grafikunterstützung auf UTM, Verbesserungen beim GRUB-Schriftarten-Ladeprogramm, sodass die lange Wartezeit am Ende der Installation nun entfällt, sowie Korrekturen bei der Erkennung von BIOS-bootbaren Systemen. Diese Version des Debian-Installers kann unfreie Firmware aktivieren, wenn sie nötig ist.

Das ntp-Paket wurde durch das ntpsec-Paket ersetzt und der standardmäßige Systemzeitdienst wird jetzt von systemd-timesyncd bereitgestellt; abgesehen davon gibt es auch Unterstützung für chrony und openntpd.

Nachdem unfreie Firmware ihren eigenen Bereich im Archiv erhalten hat, empfiehlt es sich, dass Sie non-free-firmware Ihrer APT-Quellenliste hinzufügen, wenn bei Ihnen solche Firmware installiert ist.

Außerdem sollten bullseye-backports-Einträge vor dem Upgrade aus der APT-Quellenliste entfernt werden; nach dem Upgrade können Sie ggf. bookworm-backports eintragen.

Die Security-Suite fürBookworm heißt bookworm-security; wer sie verwendet, sollte die APT-Quellliste beim Upgrade entsprechend anpassen. Falls Ihre APT-Konfiguration auch Pinning oder APT::Default-Release enthält, sind vermutlich Anpassungen notwendig, um das Upgrade auf die neue stabile Veröffentlichung zu erlauben. Bitte erwägen Sie, APT Pinning abzuschalten.

Das OpenLDAP-2.5-Upgrade enthält einige inkompatible Änderungen, die Eingriffe von Hand erfordern. Abhängig von der Konfiguration kann der slapd-Dienst im angehaltenen Zustand verbleiben, bis die Aktualisierung auf die neue Konfiguration abgeschlossen ist.

Das neue Paket systemd-resolved wird bei Upgrades nicht automatisch installiert, weil es in ein separates Paket ausgelagert wurde. Wer den systemd-resolvd-Systemdienst verwendet, möchte bitte das neue Paket nach dem Upgrade per Hand installieren und sich bewusst sein, dass DNS-Auflösungen möglicherweise so lange nicht funktionieren werden wie der neue Dienst nicht auf dem System vorhanden ist.

Es gibt einige an Änderungen an der Systemprotokollierung, denn das Paket rsyslog ist auf den meisten Systemen nicht mehr erforderlich und wird deswegen nicht standardmäßig installiert. Anwender können daher auf journalctl umsteigen oder die neuen Hochpräzisions-Zeitstempel verwenden, die rsyslog nun schreibt.

Zu den möglichen Problemen während des Upgrades gehören Konflikte oder Pre-Depends-Schleifen, die sich dadurch lösen lassen, dass einige Pakete entfernt und gelöscht oder die Neuinstallation anderer Pakete erzwungen wird. Außerdem können Could not perform immediate configuration ...-Fehler (Unmittelbare Konfiguration konnte nicht durchgeführt werden) auftreten, zu deren Lösung sowohl Bullseye (das gerade entfernt wurde) als auch Bookworm (das gerade hinzugefügt wurde) in der APT-Quellendatei eingetragen sein müssen. Dateikonflikte können es notwendig machen, Pakete zwangsweise zu entfernen. Wie schon erwähnt ist eine Datensicherung der Schlüssel zum Geradeziehen von Upgrades, falls irgendwelche widerspenstigen Fehler auftreten.

Es gibt einige Pakete, bei denen Debian nicht versprechen kann, dass zur Behebung von Sicherheitslücken minimale Rückportierungen in die Pakete mit einfließen. Bitte lesen Sie dazu die Einschränkungen bei der Sicherheitsunterstützung.

Wie immer können Debian-Systeme schmerzfrei, ohne Austausch und ohne erzwungene Ausfallzeit aktualisiert werden, aber es wird nachdrücklich empfohlen, in den Veröffentlichungshinweisen sowie der Installationsanleitung mögliche Probleme und detaillierte Anleitungen zum Installieren und Upgraden nachzuschlagen. Die Veröffentlichungshinweise werden in den Wochen nach der Veröffentlichung weiter verfeinert und in zusätzliche Sprachen übersetzt.

Über Debian

Debian ist ein freies Betriebssystem, das von tausenden Freiwilligen aus aller Welt, die sich über das Internet zusammenschließen, entwickelt wird. Die grundlegenden Stärken des Debian-Projekts sind seine freiwillige Basis, seine Verpflichtung gegenüber dem Debian-Sozialvertrag und der Freien Software sowie sein Bestreben, das beste Betriebssystem bereitzustellen, das möglich ist. Diese neue Veröffentlichung ist ein weiterer wichtiger Schritt in diese Richtung.

Kontaktinformationen

Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die Debian-Website unter https://www.debian.org/ oder senden eine E-Mail auf Englisch an <press@debian.org>.