Debian Weekly News - 23. Juli 2002
Willkommen zur 28. Ausgabe der DWN in diesem Jahr, dem wöchentlichen Newsletter der Debian-Gemeinschaft. Es scheint, dass Freie Software von der Europäischen Kommission (EC) anerkannt wird, da eine Studie der EC dazu rät, Software von und für die öffentliche Verwaltung, unter einer freien Lizenz zu veröffentlichen. Als Antwort auf einen Beitrag vergangener Woche hat uns Henrik Härkönen mitgeteilt, dass er ein Bild der Debian-Spirale für das Ericsson-T65-Mobiltelefon erstellt hat. Debian-Fans in Berlin werden kommendes Wochenende eine Release-Party feiern.
Debian GNU/Linux 3.0 freigegeben. Das Unglaubliche ist passiert, am 19. Juli wurde Woody freigegeben. Woody unterstützt insgesamt elf Prozessorarchitekturen, enthält die Desktops KDE und GNOME, Kryptografie-Software, ist kompatibel mit dem FHS V2.2 und unterstützt Software, die für die LSB entwickelt wurde. Anthony Towns hat verraten, dass die neue "testing"-Distribution Sarge heißen wird. Sie ist nach dem Staffelführer der Spielzeugsoldaten benannt – in Fortsetzung der Tradition, Namen von Figuren aus dem Trickfilm Toy Story als Arbeitsnamen zu vergeben.
Zustand von Debian Jr. Ben Armstrong hat einen Bericht über die Arbeit an Debian Junior veröffentlicht. Ebenfalls hat er eine gemeinsame Arbeit an der Dokumentation begonnen, bei der Anwender und Entwickler helfen können. Ben hat vor kurzem eine Partnerschaft zwischen Tux4Kids und Debian Jr. aufgebaut. Das TuxPaint-Paket ist das erste neue Paket, das von Tux4Kids gesponsert und dem Projekt hinzugefügt wurde, seitdem Partnerschaft besteht.
DeMuDi wiederbelebt. Die Debian Multimedia Distribution (DeMuDi) schien in letzter Zeit ziemlich eingeschlafen zu sein, wurde aber anscheinend wiederbelebt. Marco Trevisani hat geschrieben, dass DeMuDi Teil des Projektes geworden ist, das von der Europäischen Gemeinschaft gegründet wurde und sich A GNU/Linux Audio distribution (AGNULA) nennt. Hoffen wir, dass dieses Projekt nicht seinen einsamen Weg fortsetzt, sondern seine Kräfte mit dem Debian-Projekt bündelt, so dass Programme nicht zweimal paketiert werden müssen.
Saubere Changelog-Einträge. Jedes Debian-Paket enthält eine Changelog-Datei mit einer Liste der Änderungen für jede Revision des Paketes. Es gibt keine Regel wie man saubere Changelog-Einträge schreibt, aber es ist allgemeiner Brauch, dass sich jede Changelog-Zeile auf die Natur des Fehlerberichtes bezieht, wenn es zum Abschluss des Fehlerberichtes kommt. Es gab einen kleinen Disput darüber, wie Changelog-Zeilen aussehen sollten.
Alleiniger Vertrieb von Binär-CD-Images. Eine Bitte um Klarstellung ist an die debian-legal-Liste gesandt worden, in der um eine Verhaltensregel für Distributoren reiner Binär-CDs oder -Images gebeten wird, die unter der GNU General Public License lizenzierte Software enthalten. Grundsätzlich muss der Empfänger ebenfalls den Quellcode bekommen können, wann immer jemand Binärdateien weitergibt; mindestens auf dem Postweg auf einem physischen Medium.
LPPL-Diskussion. Frank Mittelbach vom LaTeX-Projekt hat Kommentare und Bedenken, die er in mehreren E-Mails bekommen hat, zusammengefasst. Die E-Mails befassen sich mit Problemen der LaTeX Project Public License (LPPL) oder besser gesagt mit den Ideen hinter der LPPL. Er wird sie vorerst nicht kommentieren, sondern hofft stattdessen auf weitere Reaktionen.
Patent auf JPEG erzwingt non-free? Ein texanische Firma
hat kürzlich eine andere Firma einschließlich eines Patents aufgekauft, das zur Erzeugung von komprimierten JPEG-Dateien
verwendet wird. Lizenzgebühren werden zurzeit von verschiedenen Hard- und
Software-Firmen eingetrieben. Die JPEG-Group glaubt, dass sie Priorität hat,
und bittet um weitere Beispiele. Es ist bislang nicht klar, ob die
Bibliothek libjpeg62
und sämtliche Software, die davon
abhängt, nach non-free verschoben werden muss. Zu diesem Thema gibt es auch
in Deutschland eine hitzige Diskussion.
Die Zukunft des Debian-Installers. Nun da Woody endlich
freigegeben ist, muss die Entwicklung des debian-installer
verbessert werden. Das Ziel ist, das derzeitige Installationssystem
(boot-floppies
) zu beenden und die Entwicklung des neuen
Debian-Installers mit seinem saubereren und flexibleren Design
abzuschließen. Programmierung und Entwurf eines Partitionierungswerkzeugs
fehlen noch. Hier ist die derzeitige Todo-Liste für
den neuen Installer.
Die Bedeutung von force-reload. Tobias Burnus hat gefragt,
welche Folgen das force-reload
-Argument eines
init.d
-Skripts haben soll. Das Debian-Regelwerk
macht keine explizite Aussage, was passieren soll, wenn ein Daemon noch
nicht läuft. Die Antworten brachten auch verschiedene Vermutungen zum
Ausdruck. Schließlich wurde eine Ergänzung des Regelwerks
vorgeschlagen.
Änderung des Default-PATH. Santiago Vila hat berichtet,
dass er gebeten wurde, die PATH
-Variable in
/etc/profile
nur zu definieren, wenn sie nicht schon definiert
ist. Da jedoch /bin/login
bereits einen
Default-PATH
setzt, wurde diese Änderung zurückgewiesen.
Santiago wurde auch gebeten, die PS1
-Variable überhaupt nicht
zu exportieren, so dass Nicht-Bash-Shells nicht mehr verwirrt werden.
Geräte mehrere Male mounten. Michael Meskes hat ein Problem mit doppelt gemounteten Geräten bemerkt, das bei NFS-Mounts auftritt. Miquel van Smoorenburg hat erklärt, dass es mit frühen 2.4er Kerneln möglich war, dasselbe Gerät mehrmals auf denselben Mountpoint zu mounten. Dies hat die Anwender jedoch verwirrt, und es wurde in einer späteren Version geändert, um insbesondere diesen Fall zu vermeiden.
Neuprogrammierung des Menüsystems. Chris Lawrence hat vorgeschlagen, das Menüsystem neu zu programmieren, nachdem er ernste Probleme mit der aktuellen Version bekommen hat. Mehrere Personen erweiterten die Liste der Ziele. Sebastian Rittau hat darauf hingewiesen, dass GNOME und KDE dasselbe Desktop-Datei-Format benutzen, welches gut zu unseren Vorgaben passen würde. Es wurde auch ein Beispiel erwähnt, dass das Einfügen einer komplett neuen Programmiersprache, anstatt eine bereits vorhandene zu verwenden, vielleicht nicht die beste Lösung sei.
Massenversand von Fehlerberichten. Gergely Nagy hat aufgrund von Regelverletzungen, über die er gestolpert ist, vor einem möglichen Massenversand von Fehlerberichten gewarnt. Dies betrifft Pakete, die keine echte Kopie ihres Copyrights und ihrer Verbreitungslizenz enthalten, Pakete die ihre architekturunabhängigen Binärpakete im falschen Ziel bauen, Pakete, die Copyright-Information in der falschen Datei enthalten sowie Pakete, die nichtauthentische Dateien enthalten. Hier ist eine aktualisierte Liste.
Internationalisierung von Debconf. Tomohiro Kubota
(久保田智広) hat
seinen Plan, an der Internationalisierung von debconf
zu
arbeiten, angekündigt.
Dies umfasst eine Technik, den Code-Typ von Nachrichten und Dateien
herauszufinden, saubere Konvertierung, einen neuen
Line-Wrapping-Mechanismus und Ausgabe-Routinen für alle unterstützten
Benutzerschnittstellen.
Neue BTS-Kontrollcodes. Adam Heath, der die Debian-Fehlerdatenbank (BTS) betreut, hat zwei neue Kontrollcodes angekündigt. Der Erste, sarge, zeigt an, dass der Fehler in der neuen Testing-Distribution namens Sarge auftritt. Der zweite Code experimental zeigt Fehler an, die nur in der experimentellen Distribution auftreten und daher nicht als veröffentlichungskritisch angesehen werden sollen.
Neue Quellcodepakete. Colin Walters hat eine Diskussion über die Behandlung von Quellcodepaketen in Debian begonnen, Das gegenwärtige Verfahren weist einige Mängel auf. So ist es beispielsweise nicht möglich, auf einfache Art Binärdateien hinzufügen, und einige Pakete setzen auf ein eigenes verfeinertes System, um diese Probleme zu umgehen. Colin hat den Quellcode und Beispiele zusammengestellt, so dass Interessierte sich damit auseinander setzen können.
Neue oder bemerkenswerte Pakete. Die folgenden Pakete wurden kürzlich dem Debian-Archiv hinzugefügt oder enthalten wichtige Aktualisierungen.
- argouml – Modellierwerkzeug, das Ihnen hilft, Ihre Entwürfe mit UML zu erstellen.
- away – Ein Terminal-Blockierprogramm.
- cltl – Common Lisp, die Sprache, zweite Ausgabe, Buch (Prä-ANSI).
- cvsdelta – Fasst Differenzen in einem CVS-Depot zusammen.
- dcl – GNU Enterprise - Double Choco Latte.
- flashplayer – Ein GPL-Flash-Player.
- freej – Digitales Instrument für Video-Liveset.
- mbrowse – Ein SNMP-MIB-Browser.
- rutebook
–
Linux: Rute User's Tutorial and Exposition
, ein Online-Buch. - sfm – Ein einfacher Dateimanager.
- syscalltrack – Verfolgt Systemaufrufe im Linux-System.
- tuxpaint – Ein Malprogramm für Kleinkinder.
Verwaiste Pakete. 4 Pakete wurden diese Woche aufgegeben und benötigen einen neuen Betreuer. Damit gibt es insgesamt 83 verwaiste Pakete. Vielen Dank an die bisherigen Betreuer, die damit zu der Freien-Software-Gemeinschaft beigetragen haben. Die vollständige Liste finden Sie auf den WNPP-Seiten. Fügen Sie bitte eine Notiz zum Fehlerbericht hinzu und benennen Sie ihn in ein ITA um, wenn Sie vorhaben, eines dieser Pakete zu übernehmen.
- aethera – E-Mail- und PIM-Applikation für KDE. (Fehler #152941)
- gnu-smalltalk – Eine Implementierung von Smalltalk-80. (Fehler #153636)
- korelib – Plattform-übergreifende Bibliothek für Plugin-basierte Applikationen. (Fehler #153507)
- xcdroast – X-basierte CD-Brenner-Software. (Fehler #153970)
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Diese Ausgabe der wöchentlichen Debian-Nachrichten wurde von Yooseong Yang und Martin 'Joey' Schulze erstellt.