Das Debian-Projekt betrauert den Verlust von Ian Murdock

5. Januar 2016

Das Debian-Projekt gibt schmerzlich bekannt, dass es den Gründer seiner Gemeinschaft und des Projekts, Ian Murdock, verloren hat.

Debian ist nur ein Teil von Ians Erbe, aber sicher der Teil, für den er am meisten bekannt war.

Ian beschäftigte sich schon früh in seinem Leben mit Computern und seine Neugier wandelte sich in Vertrautheit, was ihn mit neun Jahren dazu führte, aktiv mit Programmierung zu beginnen. Später als junger Erwachsener ließ ein obligatorischer Informatik-Unterricht an der Krannert School of Management seine Faszination für Computerprogrammierung wiederaufleben, zusammen mit der Idee und Gelegenheit, etwas besser zu machen.

Ian startete das Debian-Projekt im August des Jahres 1993, die erste Version von Debian wurde später im gleichen Jahr veröffentlicht. Zu der Zeit war das ganze Konzept einer Linux-Distribution völlig neu. Inspiriert von - wie er sagte - Linus Torvalds' Vorgehen der Freigabe von Linux, veröffentlichte er Debian als offene Distribution im Geiste von Linux und GNU.

Mit dieser einfachen Geste setzte Ian eine Veränderung in der Welt der Software in Gang. Viele Entwickler traten ihm zur Seite bei der Aufgabe, bessere Software in einer besseren Welt zu erstellen.

Aus seinem Debian-Manifest: Der Debian-Entwicklungsprozess ist offen, um sicherzustellen, dass das System von höchster Qualität ist und dass es die Bedürfnisse seiner Nutzer widerspiegelt. Durch die Einbindung dritter Personen mit einer großen Bandbreite an Fähigkeiten und Hintergrundwissen kann Debian in einer modularen Art und Weise entwickelt werden. […] Die Beteiligung Dritter stellt auch sicher, dass wertvolle Vorschläge für Verbesserungen während der Entwicklung der Distribution aufgenommen und umgesetzt werden können; dadurch wird eine Distribution erstellt, die sich an den Wünschen und Bedürfnissen ihrer Nutzer orientiert statt an den Wünschen und Bedürfnissen des Erstellers.

Sein wesentlicher Fokus lag auf der Erstellung einer Distribution und der Schaffung einer Gesellschaftskultur, die das richtige tut, sowohl ethisch wie auch technisch.

Die Debian-Versionen wurden veröffentlicht, wenn sie fertig waren, und Debians Einstellung zur Durchsetzung der Freiheit von Software war und ist immer noch der goldene Standard in der Welt freier und quelloffener Software.

Debian 0.01 bis Debian 0.90 wurden zwischen August und Dezember 1993 veröffentlicht. Ian Murdock schreibt:

Debian 0.91 wurde im Januar 1994 veröffentlicht. Es hatte ein einfaches Paketsystem […]. Zu dieser Zeit waren es ein paar Dutzend Leute, die an Debian arbeiteten, obwohl ich die Veröffentlichungen meistens alleine zusammenstellte. 0.91 war die letzte Veröffentlichung, die auf diese Art zusammengestellt wurde.

Die meiste Zeit des Jahres 1994 wurde dazu verwendet, das Debian-Projekt so zu organisieren, dass andere einfacher und effektiver dazu beitragen konnten; außerdem wurde viel Zeit in dpkg gesteckt […].

Debian 0.93 Ausgabe 5 wurde im März 1995 veröffentlicht und war die erste »moderne« Version von Debian: es gab zu diesem Zeitpunkt sehr viel mehr Entwickler (ich kann mich aber nicht mehr genau erinnern, wie viele genau); jeder betreute seine eigenen Pakete und dpkg wurde benutzt, um all diese Pakete zu installieren und zu warten, nachdem ein Grundsystem installiert war.

Debian 0.93 Version 6 wurde im November 1995 veröffentlicht und war die letzte a.out-Veröffentlichung. […] Wenn ich mich richtig erinnere, erschien dselect erstmals in 0.93R6.

Ian Murdock merkt weiterhin an, dass Debian 0.93R6 … immer seine Lieblingsausgabe von Debian war, gibt allerdings zu, dass er vielleicht voreingenommen ist: er hörte im März 1996 […] auf, aktiv im Projekt mitzuarbeiten.

Ian Murdock leitete das Debian-Projekt bis März 1996 und ernannte dann Bruce Perens zum nächsten Projektleiter.

Die Ergebenheit, das richtige zu tun, leitete Ian bei seiner Arbeit, sowohl im Debian-Projekt wie auch in späteren Jahren; er arbeitete immer hin auf die bestmögliche Zukunft.

Debian entwickelte sich weiter, das weltweit universelle Betriebssystem zu werden, es ist auf jeglichen Geräten zu finden, von den kleinsten Embedded-Geräten bis hin zu Cluster-Systemen und der Space Station, weil darauf natürlich Debian läuft; es wurde auf verschiedenste Architekturen und Hardware-Plattformen portiert.

Ians Traum lebt weiter; Debian besteht aus einer starken Gemeinschaft, die Entwicklung, Wachstum und Neugier fördert und unglaublich aktiv bleibt mit Tausenden Entwicklern, die ungezählte Stunden daran arbeiten, der Welt ein zuverlässiges und sicheres Betriebssystem zur Verfügung zu stellen. Debian hat Interesse, Neugier und Leidenschaft bei denjenigen geweckt, die ebenfalls etwas verbessern wollen, damals, heute, und bis weit in die Zukunft.

Ian, wir danken dir aus tiefstem Herzen.

Durch Debians gesamte Infrastruktur zieht sich ein dunkles Homepage-Banner, gepaart mit einem Trauerflor in den Logos, was unser Gedenken und unsere Trauer ausdrückt. Die Gedanken der Debian-Gemeinschaft sind in dieser schweren Zeit bei Ians Familie.

Seine Familie hat um Achtung der Privatsphäre gebeten und wir wünschen ausdrücklich, dass dies respektiert wird.

Innerhalb des Debian-Projekts und der weiteren Linux-Gemeinschaft können Kondolenzen an in-memoriam-ian@debian.org geschickt werden, wo sie aufgezeichnet und archiviert werden.

Diese E-Mail-Adresse bleibt bis Ende Januar 2016 aktiv. Das Debian-Projekt wird das Archiv dann der Familie zur Verfügung stellen und - falls dies deren Wunsch ist - den Inhalt später in diesem Jahr veröffentlichen.

Über Debian

Das Debian-Projekt ist ein Zusammenschluss von Entwicklern freier Software, die Ihre Zeit und Anstrengungen einbringen, um ein vollständig freies Betriebssystem zu erstellen, welches als Debian bekannt ist.

Kontaktinformationen

Weitere Informationen finden Sie auf der Debian-Website unter https://www.debian.org/ oder senden Sie eine E-Mail (auf Englisch) an <press@debian.org>.