Debian Weekly News - 14. Januar 2003

Herzlich willkommen zur zweiten Ausgabe von DWN in diesem Jahr, dem wöchentlichen Debian Rundbrief! Es sieht fast so aus, als ob die GCC-Umstellung so läuft wie geplant. Aus Versehen wurde in der Diskussion um KDE 3 und Debian ein neues Verb erfunden: Jemand meinte, dass KDE 3 nun bald sid'en werde. Ein weiterer Beitrag zu einer elitären Debian-Mundart ...

Fortschritte bei SPI. Nils Lohner trat als Präsident von Software in the Public Interest (SPI) zurück, und Ean Schuessler wurde zum neuen Vizepräsident ernannt. SPI stellt die rechtliche und finanzielle Dachorganisation für diverse Freie-Software-Projekte dar, darunter auch Debian. Während der vergangenen Vorstandssitzung wurde der Beschluss verabschiedet, die Satzung zu überarbeiten. John Goerzen wird der Arbeitsgruppe vorstehen, die die Satzung überarbeitet. Drei Freiwillige werden noch benötigt, um daran mitzuarbeiten. Außerdem werden noch Vorschläge für drei weitere Mitglieder des SPI-Aufsichtsrats angenommen, die dann gewählt werden können. Und natürlich kann man auch noch Mitglied bei SPI werden.

Interview: Dem Namen Linux Ehre machen. Sam Varghese von The Age führte ein Interview mit einem Repräsentanten der Presseabteilung von Debian durch. Sam interessierte sich für die entscheidenden Unterschiede zwischen Debian und anderen Distributionen, die Motivation von Debian-Entwicklern, die ja unentgeltlich arbeiten, ob der Releasezyklus eine Stärke oder Schwäche von Debian sei und was die Zukunft bringen könnte.

Bildschirmfotos des Installationsvorgangs. Die Presseabteilung von Debian erhielt neulich eine Anfrage vom Personal Computer World Magazine aus England nach Bildschirmfotos des Installationsvorgangs von Woody. Thorsten Sauter war so freundlich, eine komplette Serie von PNG-Bildern anzufertigen, die alle wichtigen Stationen des Vorgangs illustriert.

3.0r1 Update CDs erschienen. Erhebliche Hardwareprobleme in der Zeit zwischen den Jahren führten zu einer Verspätung, aber dann hat Steve McIntyre es schließlich doch geschafft: Er veröffentlichte die Update-CDs von Debian 3.0 auf 3.0r1. Mit Jigdo und den Vorlagen sind die CDs jetzt erhältlich.

x86-64 Port von Debian möglich? Bart Trojanowski äußerte sein Interesse daran, Debian auf AMDs neue x86-64 Architektur zu portieren. AMDs neuer 64-Bit-Prozessor wird vermutlich gleichzeitig 32-Bit- und 64-Bit-Operationen ausführen können. Michael Banck diskutierte Möglichkeiten, Zugang zu x86-64-Hardware zu erhalten, mit AMDs Open-Source-Verantwortlichem. Leider ist dafür aber wohl das Unterzeichnen eines üblen NDAs notwendig. Also wird daraus wohl in der nächsten Zeit nichts werden.

Itsy Package Paketverwaltung. Josh Narins war neugierig, welches wohl die ältesten Rechner wären, auf denen Debian heutzutage noch läuft. Nachdem etliche Leute ihre alten 486er und 386er unter Debian vorgestellt hatten, drehte sich die weitere Diskussion mehr um die schlechte Performance von dpkg, wenn die Ressourcen knapp werden. Josh entdeckte daraufhin das Itsy Paketmanagementsystem (iPKG). Designziel von iPKG war, so kompatibel wie möglich zu Debians Paketmanagementsystem zu sein und das .deb-Format zu unterstützen. Gleichzeitig ist iPKG extrem ressourcenschonend und auf GNU/Linux Installationen mit eingeschränktem Speicherplatz (wie zum Beispiel Handheldcomputer und PDAs) zugeschnitten.

Können Freie-Software-Lizenzen widerrufen werden? Neulich gab es einen Artikel auf Advogato über die Rechtmäßigkeit, Lizenzen wie die GNU General Public License (GPL) im Nachhinein zu widerrufen. Außerdem wurde die Rolle von Vertragsrecht bei der Durchsetzung von Copyrightlizenzen diskutiert und ob Freie-Software-Lizenzen unbegrenzte Gültigkeit haben. Zurzeit herrscht hier eine gewisse Unklarheit, auch wenn klar ist, dass juristische Auseinandersetzungen zu diesem Thema vor dem Hintergrund lokal geltenden Rechts zu sehen sind. Jemand bat darum, zukünftige Versionen der GPL in dieser Hinsicht klarer zu formulieren.

Probleme bei der Kodierung von Webseiten. Tomohiro Kubota (久保田智広) fand ein ernstes Problem mit nicht-ASCII-Zeichen auf automatisch generierten mehrsprachigen Webseiten, wenn Multibyte-Kodierung (wie z.B. ISO-2022-JP für Japanisch oder EUC-KR für Koreanisch) benutzt wird. Das liegt daran, dass ISO-8859-1 genau wie KOI8-R und EUC-JP eine lokale Schriftkodierung ist, und darum nicht benutzt werden sollte, wenn bereits eine andere Kodierung gewählt wurde. Stattdessen sollten diese nicht-ASCII-Zeichen als HTML-Zeichen verschlüsselt werden.

Kernel ohne Ext2-Unterstützung? Marcel Kolaja bemerkte, dass sich die Kernelkonfiguration der für i386 und i686 optimierten Kernel unterscheidet, was das Ext2-Dateisystem angeht, denn der i686-Kernel hat das Dateisystem nicht fest einkompiliert, sondern als Modul beiliegen. Josselin Mouette und Daniel Jacobowitz erklärten, dass es sich dabei um ein Feature und nicht um einen Fehler handle. Der i686-Kernel benutzt während des Bootvorgangs eine RAM-Disk mit den benötigten Modulen und lädt diese. Diese RAM-Disk (initrd) wird in Linux 2.6 übrigens durch initramfs ersetzt werden.

Debian Releases anders nummerieren. Scott James Remnant schlug vor, die Releases in Zukunft anders zu nummerieren, da er glaubte, dass auch die nächste Version von Debian eine Major-Release werden würde. Darum sollte sie Debian 4 (Sarge) statt Debian 4.0 (Sarge) getauft werden. Martin Michlmayr entgegnete, dass es bei Änderungen, die die Anwender sofort sähen, sehr wichtig sei, konservativ zu sein.

Neuer virtueller Paketname dns-server? Toni Mueller schlug vor, ein oder zwei virtuelle Paketnamen für Nameserver einzuführen. Er hatte bemerkt, dass Debian mehrere verschiedene Nameserver kennt und diese nur teilweise miteinander kollidieren. Michael Poole zweifelt an, ob es überhaupt notwendig sei, sie als kollidierend zu verwalten, weil sie ja einfach durch entsprechende Konfiguration gleichzeitig auf einem Rechner koexistieren könnten.

Wie man Woody auf einem Vaio Laptop installiert. Roger Lipscombe machte sich einige Notizen und dokumentierte so, wie er Debian 3.0 (Woody) auf seinem Vaio SRX87 Laptop installiert hatte. Da das Notebook ein DVD-ROM hat, das über FireWire angeschlossen ist, versagt der übliche Installationsprozess, und er musste eine Netzwerkinstallation mit PXE durchführen.

Wie man ein .deb von .deb-Dateien macht. Steve Traugott suchte nach einer Möglichkeit, ein Debian-Paket, die Pakete auf denen es beruht und die entsprechenden debconf-Änderungen in ein neues Debian-Paket zusammenzufassen. Er versucht dabei, die Lösung, die in dieser Administrations-Spezifikation beschrieben ist, zu implementieren. Das existierende apt-zip ist hierzu unzureichend.

radiusd-freeradius: Tragikomödie in drei Akten. Chad Miller erläutert den gegenwärtigen Zustand des Pakets radiusd-freeradius. Um das Paket nicht in Woody gelangen zu lassen, war ein Dummy-Fehler gegen das Paket vermerkt worden. Leider war der Fehler nach dem Release von Woody nicht entfernt worden, und das Paket wurde im Rahmen der angekündigten Massen-Fehlerbereinigung aus Testing und Unstable entfernt, weil der Betreuer nicht aufgepasst hatte. Nun kann das Paket nicht wieder aufgenommen werden, weil es indirekt gegen libssl gelinkt ist, aber unter der GNU GPL lizenziert ist. Nichtsdestotrotz pflegen einige Leute private radiusd-freeradius-Pakete.

CUPS und SSL. Jeff Licquia kontaktierte die Entwickler von GNU TLS, um herauszufinden, ob die OpenSSL kompatible Bibliothek unter der GNU Lesser General Public License (LGPL) lizenziert werden könnte. Nikos Mavroyanopoulos vom GNU-TLS-Projekt antwortete, dass dies natürlich dem Autor freistünde. Jeff fügte hinzu, dass er vermutlich selbst Unterstützung für GNU TLS in CUPS einbauen werde.

Willkürliche Anfragen zur Entfernung von Paketen. James Troup informierte das QA-Team davon, dass Ftpmaster mehr und mehr Anfragen erhielte, irgendwelche Pakete zu entfernen. Diejenigen, die diese Bitten äußerten, seien aber nicht etwa die Betreuer dieser Pakete oder das QA-Team, sondern ganz unterschiedliche Leute, die oftmals nicht einmal Debian-Entwickler seien. Weil er sich mit der Verantwortung, Pakete einfach so zu entfernen, nicht recht wohl fühlte, wird das QA-Team wohl in Zukunft das Entfernen von Paketen besprechen.

Wer portiert OSCAR? Benoit des Ligner fragte sich, ob Debian wohl daran interessiert wäre OSCAR, eine Sammlung von Clustering-Programmen, zu portieren und zu paketieren. Die gegenwärtig verfügbaren Programme sind vor allem für wissenschaftliche Berechnungen geeignet. Benoit hatte auch noch eine Liste mit ausstehenden Problemen, die gelöst werden müssen. Interessierte können gerne mitmachen und helfen.

GTK-Programme für Windows auf Debian kompilieren. James Michael DuPont bat um Hilfe und Unterstützung der Debian-Gemeinschaft. Es geht darum, das Programm dia für Windows unter Debian mit Hilfe des MingW32-Cross-Compilers zu übersetzen. Er schlug vor, mit der GTK-Version für Windows und dem Debian-Installer ein grafisches Installationsprogramm dafür zu schreiben.

Debian auf der X-Box. Wenn Sie noch immer nach einem coolen digitalen Videorekorder und einer Home-Entertainment-Plattform suchen, könnte das Dreamix-Projekt das Objekt Ihrer Begierde sein. Dieses Projekt versucht, Open-Source-Video- und Musik-Aufnahme- und Wiedergabesoftware für die X-Box verfügbar zu machen. Obwohl Dreamix auf Debian basiert, werden alle notwendigen Bibliotheken wohl von der eingelegten CD gelesen und ausgeführt werden.

Debians Vermerk zum Schutz der Privatsphäre - Update. Wir berichteten schon letzte Woche über die Bestrebungen zum Schutz der privaten Daten auf der Debian-Website. Inzwischen hat jemand darauf hingewiesen, dass ein solcher Vermerk für die Mailinglisten von Debian bereits existiert und als Vorlage für einen umfassenderen Vermerk benutzt werden könnte. Andere Bereiche, die solch einen Schutz gebrauchen könnten, sind das PTS (Paket Tracking System), BTS (Bug Tracking System) usw. Jede Form von Hilfe bei dieser Arbeit ist gern gesehen. Anregungen könnten z.B. als Antwort auf diese E-Mail erfolgen. Ein Vorschlag wartet bereits auf Feedback.

Sicherheitsaktualisierungen. Sie kennen es schon, bitte stellen Sie sicher, dass Sie Ihre Systeme aktualisieren, falls Sie eines der folgenden Pakete installiert haben.

Neue oder bemerkenswerte Pakete. Die folgenden Pakete wurden kürzlich dem Debian-Archiv hinzugefügt oder enthalten wichtige Aktualisierungen.

Verwaiste Pakete. 6 Pakete wurden diese Woche aufgegeben und benötigen einen neuen Betreuer. Damit gibt es insgesamt 165 verwaiste Pakete. Vielen Dank an die bisherigen Betreuer, die damit zu der Freien-Software-Gemeinschaft beigetragen haben. Die vollständige Liste finden Sie auf den WNPP-Seiten. Fügen Sie bitte eine Notiz zum Fehlerbericht hinzu und benennen Sie ihn in ein ITA um, wenn Sie vorhaben, eines dieser Pakete zu übernehmen.

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Diese Ausgabe der wöchentlichen Debian-Nachrichten wurde von Andre Lehovich, Matt Black, Andrew Shugg und Martin 'Joey' Schulze erstellt.