Debian 9 Stretch veröffentlicht

17. Juni 2017

Das Debian-Projekt freut sich, nach 26 Monaten die neue Stable-Version 9 (Codename Stretch) vorstellen zu dürfen, welche dank der Zusammenarbeit des Debian-Sicherheitsteams und des Debian Long Term Support-Teams über die nächsten fünf Jahre gepflegt werden wird.

Debian 9 wird dem Gründer des Projekts, Ian Murdock, gewidmet, welcher am 28. Dezember 2015 verstorben ist.

In Stretch kommt als Standard-MySQL-Variante jetzt MariaDB zum Einsatz. Vorhandene Pakete von MySQL 5.5 oder 5.6 werden im Zuge des Upgrades automatisch durch MariaDB 10.1 ersetzt.

Außerdem kehren Firefox und Thunderbird mit der Veröffentlichung von Stretch nach Debian zurück und ersetzen ihre umbenannten Entsprechungen Iceweasel und Icedove, welche über mehr als zehn Jahre in den Archiven vertreten waren.

Dank des Reproducible-Builds-Projekts sind über 90% der Quellpakete, welche in Debian enthalten sind, nach dem Eigenbau Bit für Bit identisch mit den Binärpaketen. Dies ist eine wichtige Nachweis-Funktionalität, die Benutzer vor bösartigen Manipulationen an Compilern und Paketbau-Netzwerken schützt. Künftige Debian-Versionen werden Werkzeuge und Metadaten enthalten, mit denen Endanwender die Herkunft von Paketen im Archiv nachvollziehen können.

Administratoren und Benutzer in sicherheitssensitiven Umgebungen können beruhigt sein darüber, dass das X-Display-System für den Betrieb keine root-Berechtigungen mehr erfordert.

Stretch ist auch die erste Version von Debian, welche den modern-Zweig von GnuPG im Paket gnupg ausliefert. Das bringt bessere Kryptografie mit elliptischen Kurven, bessere Voreinstellungen, eine modularere Architektur und verbesserte Smartcard-Unterstützung mit sich. Für diejenigen, die ihn brauchen, werden wir den »classic«-Zweig von GnuPG als gnupg1 weiterhin anbieten, allerdings ist er jetzt missbilligt (deprecated).

Debug-Pakete sind in Debian 9 Stretch leichter zu erhalten und zu verwenden. Für die APT-Quellenliste steht jetzt ein neues Depot namens dbg-sym zu Verfügung, welches für viele Pakete automatisch Debug-Symbole bereitstellt.

Die Unterstützung für UEFI (Unified Extensible Firmware Interface, Vereinheitlichte erweiterbare Firmware-Schnittstelle), die mit Wheezy eingeführt wurde, macht in Stretch große Fortschritte und unterstützt die Installation mit einem 64-Bit-Kernel jetzt auch auf 32-Bit-UEFI. Die Debian-Live-Abbilder unterstützten jetzt ebenfalls das Booten mit UEFI.

Diese Veröffentlichung umfasst mehrere aktualisierte Software-Pakete wie:

Mit dieser breiten Auswahl von Paketen und seiner traditionell umfangreichen Unterstützung für viele Architekturen bleibt Debian wieder seinem Ziel treu, das universelle Betriebssystem zu sein. Es eignet sich für viele verschiedene Einsatzgebiete: vom Entwicklungsserver zum Rechencluster sowie für Datenbank-, Web- und Storageserver. Gleichzeitig stellen zusätzliche Qualitätssicherungsmaßnahmen wie die automatischen Installations- und Upgrade-Tests für alle Pakete im Debian-Archiv sicher, dass Stretch die hohen Erwartungen erfüllt, die an eine Debian-Stable-Veröffentlichung gestellt werden.

Insgesamt werden zehn Architekturen unterstützt: 64-bit PC/Intel EM64T/x86-64 (amd64), 32-bit PC/Intel IA-32 (i386), 64-bit little-endian Motorola/IBM PowerPC (ppc64el), 64-bit IBM S/390 (s390x), armel für ARM und armhf für ältere und neuere 32-Bit-Geräte, außerdem arm64 für die 64-Bit-AArch64-Architektur, und für MIPS ist zusätzlich zu den beiden 32-bittigen mips- (big-endian) und mipsel- (little-endian) eine neue mips64el-Architektur für 64-Bit-little-endian-Hardware verfügbar. Die Unterstützung für 32-Bit-Motorola/IBM PowerPC (powerpc) wurde mit Stretch beendet.

Versuch gefällig?

Wenn Sie Debian 9 Stretch lediglich ausprobieren wollen, ohne es sofort zu installieren, können Sie eines der Live-Abbilder verwenden, welches das komplette Betriebssystem nur-lesbar in den Arbeitsspeicher Ihres Computers lädt und von dort aus ausführt. Falls Ihnen das Betriebssystem gefällt, bietet es Ihnen die Möglichkeit, sich direkt aus der Live-Sitzung heraus auf die Festplatte Ihres Computers zu installieren. Das Live-Abbild ist für CDs, USB-Sticks und Neboot-Umgebungen verfügbar, aber anfänglich nur für die Architekturen amd64 und i386. Weitere Informationen finden Sie auf der Debian-Website im Bereich der Live-Installations-Images.

Möchten Sie dagegen Debian 9 Stretch direkt auf der Festplatte Ihres Computers installieren, können Sie aus einer Vielzahl von Installationsmedien wie Blu-Ray-Disc, DVD, CD, USB-Stick oder lokalem Netzwerk wählen. Diese Abbilder ermöglichen auch die Installation verschiedener Arbeitsumgebungen — GNOME, KDE Plasma Desktop und -Anwendungen, LXDE und Xfce — zwischen denen Sie sich im Bootmenü der Installatonsmedien entscheiden können. Außerdem sind multi-Architektur-CDs und -DVDs verfügbar, welche die Installation von mehreren Architekturen von einem einzelnen Datenträger ermöglichen und Sie können jederzeit ein bootfähiges USB-Installationsmedium erzeugen (weitere Details entnehmen Sie bitte der Installationsanleitung). Cloud-Anwendern bietet Debian auch vorgefertigte OpenStack-Images für amd64 und arm64 an.

Debian kann jetzt in 75 Sprachen installiert werden, von denen die meisten sowohl auf der Text- als auch auf der Grafikoberfläche verfügbar sind.

Die Installationsimages können ab sofort via BitTorrent (empfohlene Methode), Jigdo oder HTTP heruntergeladen werden; siehe Debian auf CDs für weitere Informationen. Stretch wird auch bald bei einer Anzahl von Anbietern auf DVD, CD-ROM und Blu-Ray zu erwerben sein.

Debian-Upgrades

Upgrades der Vorgängerversion Debian 8 (Codename Jessie) werden bei den meisten Konfigurationen automatisch durch die apt-get-Paketverwaltung vorgenommen. Wie immer können Debian-Systeme schmerzfrei, auf der Stelle und ohne erzwungene Ausfallzeiten hochgezogen werden, allerdings wird dringend empfohlen, vorher die Veröffentlichungshinweise und die Installationsanleitung bezüglich möglicher Schwierigkeiten und für detaillierte Anweisungen zu Installation und Upgrade zu konsultieren. Die Veröffentlichungshinweise werden auch in den ersten Wochen nach der Veröffentlichung weiterhin ergänzt und übersetzt.

Über Debian

Debian ist ein freies Betriebssystem, welches von tausenden von Freiwilligen aus aller Welt, die sich über das Internet abstimmen, entwickelt wird. Die grundlegenden Stärken des Debian-Projekts sind seine freiwillige Basis, sein Bekenntnis zum Debian-Sozialvertrag und zur Freien Software und sein Bestreben, das bestmögliche Betriebssystem zu schaffen. Diese neue Veröffentlichung ist ein weiterer Schritt in diese Richtung.

Kontaktinformatioen

Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die Debian-Website unter https://www.debian.org/ oder schicken eine E-Mail an <press@debian.org>.